Eigene Texte

"Die Fotze bin ich!" Interview mit Daniel Kehlmann

Unmittelbar nach dem Tod von Marcel-Reich Ranicki konnte ich Daniel Kelhmann, der soeben seinen Roman F veröffentlicht hat, zu einem Gespräch treffen.

Lebensmensch: Schönen guten Abend Herr Ke...
Daniel Kehlmann: Geil.
Lebensmensch: ... Herr Kehlmann.
Kehlmann: Ich bin geil.
Lebensmensch: Ähmm... Herr Kelhmann, vor einigen....
Kehlmann: Das bin ich! Daniel Fucking Kehlmann. F wie Fucking! Das F steht für Fucking, aber nicht nur! Das F steht auch noch für was anderes!
Lebensmensch: Hmm... Herr Kehlmann, vor einigen Tagen ist Marcel Reich-Ranicki von uns gegangen.
Kehlmann: Bernhard, Sie kennen doch Thomas Bernhard. Ist scheiße, aber alle finden ihn geil! Sagen, er sei der beste Schriftsteller deutscher Sprache der letzten 50 Jahre gewesen, das sagen alle, aber ich finde ihn scheiße, hasse ihn... naturgemäß, hehe. Aber das ist ja das geile an mir, dass ich so anders bin wie die Anderen und trotzdem selber aber kein Anderer, sondern die Mitte sozusagen bin, das Zentrum. Auch ganz alleine bin ich die Mehrheit, das sehen Sie an den Verkaufszahlen. Und von da her ist es ganz unerwartet, dass ich den Bernhard scheiße und nicht geil finde. Hihi.
Lebensmensch: Aha. Ja. Herr Kelh...
Kehlmann: Ich bin oft erstaunt über mich selbst.
Lebensmensch: Nun ja. Jedenfalls... Marcel Reich-Ranicki war der bedeutendste Literaturkritiker Deutschlands. Wie ist ihr Verhältnis zur deutschen Literaturkri...
Kehlmann: Das ist ja überhaupt so geil an mir, diese verschiedenen Gesichter! Ich habe einmal ein Interview geführt, mit dem Michael Kerbler nämlich! Von Radio Ö1! Und wissen Sie wo? Im Burgtheater! Da gehen die Leute ja eh schon mir so einem Dings rein. Das Interview war wegen meinem Welterfolg "Die Vermessung der Welt" und da erzähle ich eben so über mich auch als Person. Und dann habe ich erzählt, dass ich auch mal Computer gespielt habe! Computer gespielt! Ich! Die Leute waren ganz... naja, weggeblasen. Zuerst ist ihnen der Mund offen gestanden, aber dann haben sie gekichert und miteinander getuschelt. Nicht schlecht, haben sie gesagt, ein Teufelskerl dieser Kelhmann! Tomb Raider habe ich gespielt. Und trotzdem gelingt mir so ein Welterfolg. Das ist das Umfassende an mir!
Lebensmensch: Ähhmm... also gut. Ich wollte ja eigentlich über...
Kehlmann: Da gibts ja noch so eine irre Story von mir. Ich habe mich schon mehrmals positiv über die Fernsehserie “The Simpsons” geäußert! Die Simpsons! Das muss man sich mal vorstellen! Der Kehlmann schreibt über Sophokles und am nächsten Tag über die Simpsons. Da wissen die Leute oft gar nicht mehr, was los ist, sind ganz verwirrt. Aber eben auch beeindruckt. Ich sage immer: Daniel Kehlmann: Tradition trifft Gegenwart. Weil für die Zukunft hab ich schon ausgesorgt! Hahahaha!
Lebensmensch: Herr Kehlmann! Lassen Sie uns kurz auf Marcel Reich-Ranicki zu sprechen kommen!
Kehlmann: Ja! Wie ich schon sagte: Bernhard. Und als der Heimito von Doderer gestorben ist, hat der Bernhard ausgerufen: “Der Doderer ist tot! Jetzt komm ich!” Und genauso ist es bei Reich-Ranicki und mir!
Lebensmensch: Sie meinen, weil sie jetzt...
Kehlmann: Weil ich jetzt die Nummer Eins bin! Ganz einfach! Die Königsfotze! Im deutschen Literaturbetrieb ist das wahrlich nicht einfach, aber einer muss die Oberfotze sein, und das bin ich! Die Fotze bin ich!
Lebensmensch: Hmm...
Kehlmann: Die von Tomb Raider hat übrigens auch eine geile Fo...
Lebensmensch: Herr Kehlmann, ich bitte Sie!
Kehlmann: Ich habe unlängst ein tolles Interview in der SZ über Männer und Frauen gegeben, ziemlich geil muss ich sagen! Ich wurde gefragt: "Welches Buch sollten Frauen lesen, um Männer verstehen zu lernen?" Und wissen Sie was ich gesagt habe: "Krieg und Frieden. Der Titel erklärt alles." Hahaha! Wahnsinn oder? Ich bin belesen und provokant zugleich. Aber vor allem bin ich ein Seher.
Lebensmensch: Herr Kelhm...
Kehlmann: Wissen Sie, ich habe auch meinen Lacan gelesen. Und Mario Barth, da habe ich alles gesehen von dem. Also, Krieg und Frieden! Ich sage immer: Frauen... F, wie... Friede! Hahaha! Aber natürlich wissen Sie, für was das F in Friede wirklich steht. Bei uns Männern ist das anders. Da wo die Frauen ihren Frieden haben, da haben wir ein Schwert! Ich für mein Teil habe ein besonders großes Schwert. Zudem habe ich auch noch die Feder, mit der ich alles niederschreiben kann, was sich mir den den Weg stellt. Und wissen Sie, wen ich als nächstes niederschreibe? Die Regisseure!
Lebensmensch: Sie hatten unlängst aus Protest ein Stück von Ihnen in Frankfurt verlassen, weil der Regisseur am Text gearbeitet hat.
Kehlmann: Ich habe das ja schon geahnt und hab mich schon unheimlich gefreut auf den Moment, in dem ich aufstehe und die Türe knallen lasse. Das hab ich schon nach 5 Minuten gemacht, weil die Versuchung war einfach zu groß. Das war ein Skandal! Ich zu allem fähig. Wenn es um mich geht, dann bin ich zu allem fähig. Als nächstes lasse ich diesen Regisseuren und Schauspielern den Text eintätowieren! Jede Silbe von meinem Text lasse ich auf ihre blöden Schauspielerkörper tätowieren. Dann müssen Sie nicht mal mehr einen Satz sprechen, sondern einfach nur mehr auf der Bühne stehen, nackt. Sie wissen schon: Leib sein, Körper haben. Das alles hebe ich dann auf, ich hebe die Unterscheidung von Körper und Text zugunsten eines Kehlmannschen Gesamtkunstwerks auf. Ich bin wie Wagner. Und Nietzsche. Zusammen. Nur geiler.
Lebensmensch: Herr Kelhmann, vielen Dank für dieses Gespräch!

...

i am sorry for masturbating all the time
i am sorry for not being myself
i am sorry for not being jewish

Sommergespräche. Eins: Sören Wilmats, Professor für Technische Mechanik an der Universität Linköping

Lebensmensch: Herr Willmats, trotz ihrers Studiums der Technischen Mechanik beschäftigen sie sich zurzeit mit der Problematik der Kieferorthopädie.
Wilmats: Das ist falsch.
Lebensmensch: Aber finden sie nicht auch, dass die Kieferortopädie im internationalen Wissenschaftsdiskurs zur Zeit völlig unterrepäsentiert ist?
Wilmats: Für Deutschland mag das vielleicht zutreffen. Aber es gibt auch gegenläufige Entwicklungen. Ich habe vor vier Jahren in einer Warteschlange in Catania einen ausführlichen Artikel über aktuelle Kieferortopädie gelesen. In einer Tageszeitung.
Lebensmensch: Das überrascht mich in der Tat.
Wilmats: Überhaupt wird Italien allgemein unterschätzt. Man denkt ja immer Italien, dabei sind die Deutschen heute das rückständigste Volk Europas.
Lebensmensch: Die Franzosen! Sie meinen doch die Franzosen!
Wilmats: Ganz und gar nicht. Ich sage mal so: Die Franzosen gewinnen ihre gesamte Energie aus diesem unglaublichen Hass, der aus den Pariser Banlieues und anderen Elendsvierteln in die Mitte ihrer ohnehin desolaten Gesellschaft dringt. Und es ist nur mehr eine Frage der Zeit, bis der Franzose jegliche Macht und jeglichen Einfluß verliert und den weit fortpflanzungsfreudigeren post-kolonialen Einwanderen weichen muss. Man spürt, dass sich der echte Franzose aufgeben will. Der ungeheure Kolonialismus Frankreichs hat gezeigt, dass die Franzosen schon seit Jahrhunderten eine Sehnsucht danach haben, sich als Volk abzuschaffen. Für Frankreich ist das kein Schaden, im Gegenteil. Zudem glaube ich, dass der Islam bei den französischen Muslimen dann keine Rolle mehr spielt, sobald sie selbst in jenen Reichtum gelangen, der ihnen jetzt verwehrt wird. Das Geld wird den Islam schlucken, wie alles andere auch. In Deutschland hingegen gibt es keine positiven wie negativen Kräfte. Da ist die Luft raus. Frankreich hat die Banlieues, Italien ist in der Hand der Mafia, Griechenland geht bankrott, Österreich und große Teile Osteuropas haben ein massives Rechtsextremismus-Problem, Russland ist zur Diktatur zurückgekehrt, besteht zum größten Teil aus saufenden, homophoben Gewalttätern und dieser Staat begeht mit dem Tschetschenien-Krieg das brutalste europäische Kriegsverbrechen des 21. Jahrhunderts. Deutschland hat Stuttgart 21 und den Berliner Flughafen. Ich sage ihnen: Der Deutsche wird verschwinden "wie am Meeresufer ein Gesicht im Sand." Foucault meinte in diesem Zitat den Menschen, aber in Wahrheit kann es sich nur um den Deutschen handeln. Der Franzose jedoch wird als Subkultur, als rassisches und soziales Mischwesen erhalten bleiben. Ein lebender Kadaver.
Lebensmensch: Soll ich "der Franzose" und "rassisch" in Anführungszeichen setzen?
Wilmats: Unterstehen sie sich.
Lebensmensch: Ihr Fachgebiet ist also die Technische Mechanik.
Wilmats: Und hier vor allem die Kinetik. Die Kinetik in der Technischen Mechanik beschreibt die Änderung der Bewegungsgrößen unter Einwirkung von Kräften im Raum. Im Gegensatz zu der klassischen Physik, bedarf es in der Technischen Mechanik auch noch der Statik. Erst dann kann man von einer Dynamik sprechen. Insofern ist die Technische Mechanik lässiger als die klassische Physik. Aber das können sie alles auf wikipedia nachlesen.
Lebensmensch: Sie glauben also, dass sich die sozialen und demographischen Umwälzungen Europas besser mit der Technischen Mechanik als mit der Physik beschreiben lassen?
Wilmats: Auf jeden Fall. Hüten sie sich vor physikalischen oder gar biologistischen Erklärungen! Wir haben mit der Technischen Mechanik innerhalb der Pragmatischen Demographie einen Standard erreicht, hinter den man nicht zurückfallen darf.
lebensmensch: Können sie uns ein Beispiel für ihre Analysemethoden geben?
Wilmats: Sie wissen ja: Kraft ist Masse mal Beschleunigung. Für eine zeitlich veränderliche Masse, wie dies etwa bei der europäischen Bevölkerung der Fall ist, muss die Kraft als die Ableitung des Impulses ({p}={mv}) nach der Zeit definiert werden. Natürlich können sie argumentieren, dass Geschwindigkeit die Grundlage aller Gewalt ist. Denken sie an das Beispiel von Virilio: Wenn ich meine Hand langsam zu ihrem Gesicht führe, dann ist das sehr zärtlich, ich streichle sie. Bei hoher Geschwindigkeit jedoch verwandelt sich meine Berührung in Schmerz, in einen Schlag, eine Ohrfeige. Oder eine Pistolenkugel: Tötlich wird sie nur durch die Geschwindigkeit, mit der sie abgefeuert wird. Daneben gibt es aber auch noch eine schleichende Gewalt, eine unmerksame Umwälzung, die Generationen umfasst, die allerdings gründlicher von statten geht. Verstehen sie mich jedoch nicht falsch, Gewalt meine ich hier völlig wertfrei, in einem physikalischen und nicht in einem moralischen Sinne. Auch der Geschwindigkeit stehen wir in der Technischen Mechanik grundsätzlich neutral gegenüber. Meistens.
Lebensmensch: Aber erst, wenn sie einen Menschen lange nicht mehr gesehen haben, fällt ihnen auf, wie sehr er sich verändert hat.
Wilmats: Im Grunde verändern sich Menschen nie. Das erzählen uns unsere Träume.
Lebensmensch: Herr Wilmats, ich danke ihnen für das Gespräch.
Wilmats: Kommen sie gut nach Hause.

Game Of Srones als Oper. Teil Eins: "The Mad King"

Ausgangslage: Jamie befindet sich bereits in Gefangenschaft bei den Starks. Die Starks (Robb & Cat) haben soeben von Neds Tod erfahren.

1. Akt
Auftritt Robb. Robb schlägt mit seinem Schwert gegen einen Baum und singt eine ergreifende Arie.
Auftritt Cat. In einem Duett beklagen Robb und Cat den Tod von Ned und zählen die Sünden der Lannisters auf. Sie marschieren zum Käfig, in dem Jaimie Lannister eingesperrt ist.
Robb ab. Duett zwischen Jaimie und Cat.
Cat ab. Jaimie allein. Liebesklage über die vermisste Cersei.
Auftritt Gefangenenchor. Der Chor der gefangenen Lannister-Soldaten besingt die Leiden des Krieges. Anschließend ermordet Jamie alle Lannister-Soldaten, um so der Gefangenschaft zu entkommen.

2. Akt
Auftritt Bryanne. Bryanne beklagt den Tod von Renly Baratheon und will sich das Leben nehmen. Auftritt Cat. Die zufällig hinzukommende Cat hält Bryanne vom Freitod ab und überredet diese, für sie zu arbeiten.
Auftritt Robb. Robb berichtet von der Wiederergreifung Jamies. Robb ab.
Cat fürchtet um ihre Töchter in Kings Landing. Sie beschließt den Kingslayer freizulassen.
Cat und Bryanne befreien Jaimie. Bryanne bricht mit Jaimie Richtung Kings Landing auf.
Auftritt Robb. Robb entdeckt die leere Zelle von Jaimie. Cat gesteht ihre Tat. Nach einer langen Arie richtet Robb seine Mutter mit dem Schwert und verfällt anschließend dem Wahnsinn. (Einführung des orchestralen Leitthemas "The Mad King.")

3. Akt
Bryanne und Jamie auf einem Ruderboot. Bryanne besingt die Glanztaten Renlys, Jamie reagiert gewohnt zynisch und beleidigt Bryanne. An Land werden Jaimie und Bryanne überfallen. Jaimie wird unvermittelt seine rechte Hand im Kampfe abgeschlagen. Bryanne kann jedoch alle Gegner töten und rettet Jaimie. Jaimie erkennt, dass er seine Schwerthand verloren hat und will sich selbst richten. Bryanne hält ihn davon ab. In einer herzzerreisenden Arie (Kingslayer-Arie) zeigt Jaimie sein wahres Gesicht und klärt Bryanne über die Umstände auf, die zu seinem Spitznamen The Kingslayer geführt haben. In den Armen von Bryanne schläft er weinend ein.

4. Akt
Morgengrauen. Während Bryanne und Jaimie noch schlafen, erklingt das Mad-King-Theme, gespielt auf einer Flöte.
Auftritt Hirtenjunge. Ein Hirtenjunge taucht auf. Er ist der Flötenspieler. Jamie und Bryanne erwachen. Sie entdecken den Hirtenjungen und vice versa. Bryanne will den Jungen sofort töten, doch Jaimie hält sie davon ab. Sie lassen den Jungen laufen. Hirtenjunge ab.
Jaimie erklärt, er hätte genug Blut an seinen Händen kleben. Jaimie singt die Enough Blood on my Hands Arie. Bryanne ist gerührt von Jaimies Wandlung und gesteht ihm ihre Liebe und vice versa.
Auftritt Robb. Der Hirtenjunge hat Jaimie und Bryanne bei King Robb verraten. Robb kommt alleine und ist offensichtlich komplett dem Wahnsinn verfallen. Er will beide töten. Er greift Jaimie an, doch dieser macht keine Anstalten, sich zu wehren, denn Jaimie hat das Kämpfen leid. Bryanne greift ein, um Jaimie zu helfen, ein Kampf zwischen Robb und Bryanne entfacht. Jaimie versucht schlichtend einzugreifen und in der Hitze des Gefechtes schlägt Bryanne Jaimie seine zweite Hand ab. Den Schock Bryannes über diesen Unfall nutzt Robb für den entscheidenden Schlag und tötet Bryanne. Plötzlich kommt Robb zur Vernunft und erkennt, dass er seine Mutter und die unschuldige Bryanne getötet hat. Er richtet sich selbst. Jamie hält seine beiden Armstümpfe gen Himmel und beklagt in einer unvergesslichen Arie die Qualen des menschlichen Daseins.

Ende

In Kürze erscheinen:
Teil 2: Ygritte
Teil 3: The Princess

Post Privacy: Journal Juni

Love is the law, love under will. (Aleister Crowley)

Eins: Down by Law
haistretch

der facebookgruppe "fuck love" doch nicht beitreten.
falsch: es ist so schade, dass du so bist, wie du bist. richtig: es ist so schade, dass du so bist, wie du nicht sein wolltest. (aka wir)
den zusatz and its not too beautiful to be true aus dem blogeintrag was mich glücklich macht wieder entfernen.
unmittelbar nach dem gedanken "schlußmachen als der ultimative performative sprechakt" erzählt mir e. tatsächlich von einer anstehenden schiffstaufe.
die momente, in denen ich a. mein leid klage und er mich auf eine so liebenswürdige art auslacht, dass ich selbst lachen muss.
love aint here any more, back for good, why cant i wake up with you, today i´ve lost you, everything changes... die "ultimate collection" von take that vielleicht doch wieder vom ipod löschen...

Zwei: Fightening for my carrier as a Berufsjugendlicher
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fuck you, fuck you and fuck you! (zur melodie von how deep is your love)
"work is a break from holiday" (kevin)
"liebe ist reduzierter hass" (nahwelt-outtake)
(appropos nahwelt-outtake: die top ten break-up-rituale haben es ja dann leider auch nicht auf die bühne geschafft.)
das ist mir auch eingefallen: entzug war eine der beiden aufnahmen meiner avantgardeband partyhut (mit o. ich harfe, er klavier.)
also: haare geschnitten, bart gestutzt, ohrstecker rausgenommen, in eine andere stadt gefahren, wieder vegetarier geworden und die einschlägigen lieder vom desktop irgendwohin verschoben, wo ich sie nie wieder finden werde.
(und dann von everything i do zu how deep is your love und wia a glocken. wenn meine playlist einem psychologen in die hände fällt, bin ich verloren. (mind. geschlossene.))
nach stunden im zug sitzen und denken: ich will noch nicht aussteigen, ich will noch nicht aussteigen. (aber in wahrheit denke ich mir ja: ich werde nicht ausgestiegen sein wollen. weil das futur 2 ist die zeit des melancholiers.)
obwohl love aint here any more so ein geiler song ist. wie konnte mir der nur so lange entgehen?
mich dabei beobachten, wie ich mir mit der faust auf die schläfe schlage und denke: bitte, bitte, bitte. geh endlich raus aus meinen kopf!
(moment mal, wo bin ich eigentlich stecken geblieben?)

Drei: Escape from infantility
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"Aufwachen und durchdrehen" (@annemarie kuckuck)
"Alles planen, dann ausrasten" (@personaldebatte)
beziehung: respektvolle zumutung
trotz hochsommer nur einen moment lang eine sonnebrille tragen. für ein foto. (auf dem ich "geil aber unsympathisch" aussehe und das ich schweren herzens wieder von meinem blog lösche. (paradigmenwechsel?))
auf der suche nach der unbeschwertheit von partyhut (bei dieser gleichzeitigen absoluten radikalität).
in einem cafe. zum ersten mal seit ewigkeiten eine bestsellerliste lesen und lange bei dem titel "5 dinge, die sterbende am meisten bereuen" hängen bleiben. (sachbuch platz 2)
darauf bauen, dass als reaktion auf die völlige ohnmächtigkeit, das treffen wichtiger, lang anstehender entscheidungen eintritt.
einen kalender anschaffen (geschenkt bekommen). den ersten seit acht jahren.
am ende des monats immerhin we shall overcome (gustav) und killing in the name (rage against the maschine)
endlich ausrasten. dann planen.
der kommende aufstand.

und jetzt: SCHILLER!
Nicht er ist in der Krise, sondern die Form, die man ihm aufzwingt.

watching the wheels (nicht-wixen)

„ich werde nie wieder john lennon hören können, ohne an dich zu denken. dafür hasse ich dich!“
„wollen wir tauschen?“
„ok.“

habe "s. reist auf dem landweg nach australien", mit "s. geht zu fuß nach australien" verwechselt. hab mich schon gewundert.
(appropos: mein plan, für jedes mal nicht-wixen einen euro auf die seite legen und dann mit dem geld zu a&t nach melbourne fahren, funktioniert noch nicht so ganz. einfach nur deshalb, weil ich nicht weiß, wann denn nun nicht-wixen als nicht-wixen zu bezeichnen ist und nicht z.b. als busfahren, mittagessen oder telefonieren? woasch was i moan?)

„ich habe gestern john lennon gehört. bis ich daran gedacht habe, dass ich gar nicht an dich denken muss. und nein, ich finde das gar nicht witzig.“

„um himmles willen, was machen sie denn hier, nackt in meinem kleiderschrank?“
„nicht-wixen.“
„das kostet sie einen euro!“

den gedankengang „take that verhält sich zu john lennon wie michael haneke zu pedro almodovar“ irgendwann ausformulieren.

Was mich glücklich macht (aka Voraussetzungen der Traurigkeit)

Dir die Dossierungshilfe verstecken. (Sei maßlos Baby!)

Die Schafe an den Poller Wiesen sehen und daran denken wie ich auf eines zeige und dir in Babysprache sage: Schaf.

Du liegst neben mir und dann... blicken wir uns an. Eine andere Zeit und ein anderer Ort. Du liegst neben mir und dann... haust du mir eine runter. Und dann nochmal und nochmal. Eine andere Zeit und ein anderer Ort. Und dann fange ich wieder an zu erzählen und dann sagst du: Ach, davon hast du mir ja schon mal erzählt. Und ich höre es so so gern, erzähl weiter. Und ich blicke dich an. Eine andere Zeit und ein anderer Ort.

Mit dir die Glücksrevue und die Gute Laune kaufen. Und dann die Kreuzworträtsel lösen.

Die ganz frühen Fotos ansehen, die aus Paris zum Beispiel, oder als wir zum ersten mal in Berlin waren, und mich daran erinnern, wer das war, in den ich mich verliebt habe. Dass ich dich schon so lange kenne.

Dich in deinen schlechten Eigenschaften bestärken. (Deine Energie spüren)

Und in deinen guten. Dir Mut machen. Von dir lernen.

Dich über Adorno reden hören. (aka: Dass du klüger bist als ich)

Adorno vergessen und die kitschigsten Liebeslieder hören, im Theatercafe, wenn ich deine Briefe lese, deine sms, oder nachdem wir telefoniert haben, bis in die Morgendstunden die Lieder hören, auf youtube, mitten in der Nacht, ich setzte mir eine Sonnebrille auf, drehe mich im Kreis (es muss sein. oder: es ist so. und wenn dir das zu blöd ist, dann go and fuck yourself) und höre Everything I Do, I Do It For You oder ich höre Fascination und es ist so einfach und so wahr. (dass es sich so anfühlt, wie alle immer sagen und zeigen und singen wie es sich anfühlt. ich möchte ganz einfach sein. leicht.)

Den vorigen Absatz nicht zu löschen. (Ich bin so froh, dass ich nun endlich wieder ich selbst sein kann, denn nur auf diese Weise kannst du mich lieben)

Wenn du Wörter mit xaver verbindest (xaverworte)

Dich Klavierspielen hören im Nebenzimmer und singen. Du gehst vermummt durch die Wohnung und spielst Gitarre. Dass du mir Duval und Pernod beigebracht hast.

Du drehst Everything I Do im Gemeindebau auf volle Lautstärke damit am Abend ordentlich gevögelt wird.

Wenn ich so fest schlafe, dass du es zu süß findest, als dass du mich wecken könntest. Du bist verschwunden, aber ich stelle mir vor, wie du mich angesehen hast, bevor du gegangen bist.

Dich zwingen, Sachen zu essen, die du nicht magst. (Das eine Mal, als du Fencheltee probiert hast, oder Gorgonzola.)

Dass meine Rechtschreib- und Beistrichfehler dich wahnsinnig machen.

Dass meine Schwestern dich mögen.

Unser aller Liebe zu Fabian Hinrichs.

Wenn du nicht da bist: In deiner roten Jacke, in deinem Hemd, an deinem Schreibtisch sitzen, in deinem Bett schlafen, deine Zahnbürste verwenden, deine Lieder hören. Mich in deinen Dingen wälzen. (Und umgekehrt: Die Selbstverständlichkeit, mit der du dir immer alles von mir nimmst, wie du dir alles aneignest, fusionierst. Dass du dir so viel merkst.)

Die Augenblicke, in denen ich mich wirklich wirklich selber mag. Wenn ich mein eigener Freund bin.

Die permanente Drohung, mit dir zu Eros Ramazotti Schleicher zu tanzen. (Bei deiner Hochzeit nämlich!)

Den Lost Soundtrack (Life and Death) hören, an Charlie denken und ganz ganz traurig sein dabei. (Mit dir Serien schauen!)

A L L E S

Komoedie I: Fegefeuer

Als ich realisierte, dass ich meinen Computer in deiner Wohnung vergessen hatte, du, die du für viele Tage ich weiß nicht wohin gefahren (geflogen?) warst und mir also klar wurde, dass ich bis zu deiner Rückkehr keinen Computer und kein Internet haben würde, fiel ich vor Dankbarkeit auf die Knie und begann, völlig entgegen meiner Natur und mit der größten Unmittelbarkeit zu weinen. Dass ich zum ersten mal seit dem Tod meiner Oma, der sich vor exakt (auf den Tag genau?) vor zwölf Jahren ereignete, geweint hatte, schien mir dabei weit weniger merkwürdig als der Umstand, dass ich zum ersten Mal in meinem Leben Dankbarkeit empfand, ein Gefühl, das bis zu diesem Zeitpunkt in der mir größtmöglichen Bedeutungslosigkeit verloren gegangen schien. Und von einer Sekunde auf die andere, in einem Augenblick also, füllte sich dieser leere Begriff mit der totalen Bedeutung und platze in mir, wie eine Ader im Gehirn. Heute stehe ich vor diesem Menschen, heute, da ich längst wieder in das Fegefeuer meines durch Computer und Internet geknechteten Alltags geworfen bin, stehe vor diesem sich niederknieenden, dankbaren, weinenden Menschen mit der größten Verwunderung, während es sich damals wie die größte Selbstverständlichkeit anfühlte. Ich bin bereits jetzt ein toter Mann, dessen einzige Freude, die zugleich meine schlimmste Qual ist, darin besteht, an jene von Kälte und Nässe gekennzeichneten Tage im Jänner 2013 zurückzudenken.

Komoedie II: Hansaring
Am Abend verlies ich dann wie ganz von allein das Haus, in der größten Selbstverständlichkeit sozusagen. Just in jenem Augenblick, in dem ich den Gehsteig betrat, warfen zwei oder drei Buben von der Dachterasse des Nachbarhauses Schnellbälle auf mich und doch war es mir, als hätte ich es geahnt. Ich bezog hinter einem Auto Stellung, einem VW Golf, was mir aufgefallen ist, obwohl ich sonst niemals ein Auto von einem anderen Auto unterscheiden kann und also niemals von einem Auto angefahren werden sollte, weil ich, unabhängig von meiner tiefsten seelischen Zerrüttung, die ich davon tragen und die mir den letzten Rest an Überlebenswillen rauben würde, keinerlei Angaben über das Fluchtfahrzeug machen könnte. Der nächste Schneeball war außerordentlich scharf geschossen und verfehlte mich tatsächlich nur um Centimeter. Ich zündete mir eine Zigarette an, und hielt sie in dieser totalen Finsternis mit ausgetreckter Hand über das Autodach, um so den Nachbarsbuben meine Kampfbereitschaft zu signalisieren. Wieder keimte größte Dankbarkeit in mir auf, das noch erleben zu dürfen. Zu meiner Enttäuschung zogen sich die Jungen, offenbar irritiert durch mein natürliches Verhalten, in die Elternwohnung zurück und ließen mich mit mir allein. Ich ging zum Hansaring und begann stundenlang durch die Seitengassen rund um den Hansaring und dem Eigelstein zu schlendern, allen voran die Turiner Gasse war es, die mich immer und immer wieder anzog. Diese Gegend ist ohne Zweifel die heruntergekommenste und von vom allgemeinen Gesindel am zahlreichsten bevölkerte Gegend Kölns, was mich aufgrund der Lage und der architektonischen Schönheit des Eigelsteinviertels in dieser ansonsten abstoßend hässlichen Stadt immer sehr verwundert hat. Ich kaufte mir eine Flasche Bier, ein Sion Kölsch, da ich, auch wenn mein ästhetisches Empfinden die vollendete Abgestumpftheit erreicht hat, Bier ausschließlich anhand der Flaschenform auswähle, da mir jedes Bier gleich und darüberhinaus natürlich keines gut schmekt. Vollständig erfüllt von der Widerlichkeit der mich umgebenden Menschen, empfand ich allerdings überhaupt keinerlei Veranlassung, auch nur einen Schluck Bier zu trinken und trug also meine Flasche vor mir her. Ich war mir sicher, dass dieser Abend nicht anders enden könnte, als dass mir jemand schlussendlich diese gefüllte Flasche, nachdem ich sie stundenlang herumgetragen hatte, mit der größten Wucht über den Schädel ziehen würde. Wenn ich auch nur einige wenige Tage länger ohne Computer leben würde, dachte ich, wäre ich in kürzester Zeit genauso wie die sich herumtreibenden Männer in den Seitengassen des Hansarings und es hätte den Anschein, dass ich Zeit meines Lebens immer nur in diesem Abschaum gelebt hätte und niemals unter anderen Menschen oder an anderen Orten. Mit der größten Selbstverständlichkeit würde ich alle Handgriffe so ausführen, wie die Männer vom Hansaring es tun und die selbe Sprache sprechen, die selbe Art sich zu bewegen, ihre Blicke und die meinen wären nicht mehr voneinander zu unterscheiden. Erstmals in meinem Leben würde ich nur mehr als Teil einer Masse existieren und ganz und gar von dieser Masse geleitet und geführt werden. Das Kölner Gesindel, das ist mir schon am ersten Tag in dieser Stadt aufgefallen, lebt, so wie jedes Gesindel, sein Leben ausschließlich auf der Straße, wobei die Besonderheit in Köln darin besteht, dass sich der Abschaum nur im Winter auf den Straßen rumtreibt, während er im Sommer Zuhause bleibt und die Straße den mittelmäßigen Studierenden, die es auch in Köln in allzuhoher Zahl gibt, überlässt. Zu meiner völligen Überraschung (Enttäuschung?) wurde ich nicht mit meiner Flasche niedergeschlagen, wanderete stundenlang im Eigelsteinviertel herum, bis ich irgendwann plötzlich vor meiner Wohnung zu stehen kam. Ich ging hinein und schlief entgegen meiner Gewohnheit sofort ein. Die geöffnete, aber volle Flasche, in meinen betenden Händen. Ich weiß es nicht, aber es müssen mir Tränen über die Wangen gekullert sein.


Komoedie III: Life and Death
Life & Death
Es hätte auch anders sein können, aber am nächsten Tag wachte ich in der selben Stimmung auf, mit der ich am Vortag ins Bett ging. Oder doch nicht? Immer noch fühlte ich mich von der umfassensten Dankbarkeit erfüllt und tatsächlich war dieses Gefühl der Dankbarkeit noch heftiger als am ersten Tag. Die Dankbarkeit hatte mich vollständig ergriffen. Es führte kein Weg daran vorbei: Ich musste mich wieder niederknien. Aber nochmals hier in meiner Wohnung mich niederzuknien, das würde nicht ausreichen. Ich musste den Ort aufsuchen, der eigens zum Niederknien gebaut wurde. Ich hätte mich auch in einem Thronsaal niedergekniet, wußte aber nicht, wo ein solcher zu finden war.
Ich hätte mich auch an einem Sandstrand niedergekniet. An unserem Sandstrand. Sommerzeit und alles in Zeitlupe. Wir sind auf dieser Insel. Wir sind Gestrandete, Ausgestoßene, Gesindel. Wir haben die selben Bewegungen, den selben, immer gleichen Tagesablauf, die selben Erinnerungen. Wir lösen uns ineinander auf. Und dann sehe ich Dich, wie Du auf mich zu gehst, läufst. In Zeitlupe. Und in deinen Armen die Leiche eines geliebten Menschen. Er ist tot. Sie ist tot. Du kommst auf mich zu und ich falle auf die Knie. Du kommst auf mich zu und ich falle auf die Knie. Du kommst auf mich zu und ich falle auf die Knie.
Minuten später fand ich mich bereits in der Agneskirche wieder.

to be continued

ach y, drama

x du bist so unaufgeregt glücklich.
y ich zucke mit den schultern. ungefähr so. schau mal...
x gib mir doch ein bisschen was. ein bisschen drama.
y dazu bin ich jetzt überhaupt nicht in stimmung.
x ich konnte immer so gut mitleben mit dir. so teilhaben. sei doch mal wieder ein bisschen aufgeregt unglücklich. muss ja nicht echt sein.
y schau doch mal her!
x ich hör dir so gerne zu!
y die schultern! mit beiden...so... ich kann es aber auch nur mit einer. so mit der rechten, weißt du?
x ich lese dir jetzt mal deine alten sms vor, her mit dem handy!
y mit der linken isses irgendwie nicht so. das liegt an den gehirnhälften. links ist ja die emotion... nur mit der rechten zucken, das ist am coolsten. schau mal... so...
x "bin noch ganz verkatert und der chef schaut immer so rüber, aber das wars wert!"
y ja, das war süß. ich habe noch tiefkühlerbsen und spinat. soll ich?
x "wenn du das nochmal anziehst muss ich dich vergewaltigen!" das ist von robbie.
y ich weiß. eh lässig. robbie... so ein bescheuerter name.
x sei doch mal ein bisschen feuer! ich, ich bin so anspruchslos, und ich, ich bin ganz für dich da. mein eigenes leben, also das kann schon so für sich stehen. ein bisschen neben mir, neben mir hergehen. aber du. ich kann das nicht mitansehen.
y ich hab über alles nachgedacht.
x du hast mit den falschen leuten gesprochen. diesen analytikern. aber du bist das drama, weißt du. das pure leben! schau mal: "k. ist total sauer wegen uns beiden. ich glaube ich bin zu weit gegangen. ich melde mich bei dir". wow, das waren noch zeiten.
y das hat sich auch geklärt.
x der war ja sowieso nicht der richtige für sie.
y ich hab nie mehr ein wort mit ihm gesprochen.
x ich weiß. erzähl mir davon!
y als wir uns das letzte mal gesehen haben...
x ja??
y hmm... naja. aber jetzt habe ich auch damit frieden geschlossen.
x magst du ihn anrufen? jetzt?
y jaja...
x wirklich?
y ne.
x ach y.
y spinat mit kartoffeln. keine erbsen.

Komoedie II: Hansaring

Am Abend verlies ich dann wie ganz von allein das Haus, in der größten Selbstverständlichkeit sozusagen. Just in jenem Augenblick, in dem ich den Gehsteig betrat, warfen zwei oder drei Buben von der Dachterasse des Nachbarhauses Schnellbälle auf mich und doch war es mir, als hätte ich es geahnt. Ich bezog hinter einem Auto Stellung, einem VW Golf, was mir aufgefallen ist, obwohl ich sonst niemals ein Auto von einem anderen Auto unterscheiden kann und also niemals von einem Auto angefahren werden sollte, weil ich unabhängig von meiner tiefsten seelischen Zerrüttung, die ich davon tragen und die mir den letzten Rest an Überlebenswillen rauben würde, keinerlei Angaben über das Fluchfahrzeug machen könnte. Der nächste Schneeball war außerordentlich scharf geschossen und verfehlte mich tatsächlich nur um Centimeter. Ich zündete mir eine Zigarette an, und hielt sie in dieser totalen Finsternis mit ausgetreckter Hand über das Autodach, um so den Nachbarsbuben meine Kampfbereitschaft zu signalisieren. Wieder keimte größte Dankbarkeit in mir auf, das noch erleben zu dürfen. Zu meiner Enttäuschung zogen sich die Jungen, offenbar irritiert durch mein natürliches Verhalten, jedoch in die Elternwohnung zurück und ließen mich mit mir allein. Ich ging zum Hansaring und begann stundenlang durch die Seitengassen rund um den Hansaring und dem Eigelstein zu schlendern, allen voran die Turiner Gasse war es, die mich immer und immer wieder anzog. Diese Gegend ist ohne Zweifel die heruntergekommenste und von vom allgemeinen Gesindel am zahlreichsten bevölkerte Gegend Kölns, was mich aufgrund der Lage und der architektonischen Schönheit des Eigelsteinviertels in dieser ansonsten abstoßend hässlichen Stadt immer sehr verwundert hat. Ich kaufte mir eine Flasche Bier, ein Sion Kölsch, da ich, auch wenn mein ästhetisches Empfinden die vollendete Abgestumpftheit erreicht hat, Bier ausschließlich anhand der Flaschenform auswähle, da mir jedes Bier gleich und darüberhinaus natürlich keines gut schmekt. Vollständig erfüllt von der Widerlichkeit der mich umgebenden Menschen, empfand ich allerdings überhaupt keinerlei Veranlassung, auch nur einen Schluck Bier zu trinken und trug also meine Flasche vor mir her. Ich war mir sicher, dass dieser Abend nicht anders enden könnte, als dass mir jemand schlussendlich diese gefüllte Flasche, nachdem ich sie stundenlang herumgetragen hatte, mit der größten Wucht über den Schädel ziehen würde. Wenn ich auch nur einige wenige Tage länger ohne Computer leben würde, dache ich, wäre ich in kürzester Zeit genauso wie die sich herumtreibenden Männer in den Seitengassen des Hansarings und es hätte den Anschein, dass ich Zeit meines Lebens immer nur in diesem Abschaum gelebt hätte und niemals unter anderen Menschen oder an anderen Orten. Mit der größten Selbstverständlichkeit würde ich alle Handgriffe so ausführen, wie die Männer vom Hansaring es tun und die selbe Sprache sprechen, die selbe Art sich zu bewegen, ihre Blicke und die meinen wären nicht mehr voneinander zu unterscheiden. Erstmals in meinem Leben würde ich nur mehr als Teil einer Masse existieren und ganz und gar von dieser Masse geleitet und geführt werden. Das Kölner Gesindel, das ist mir schon am ersten Tag in dieser Stadt aufgefallen, lebt, so wie jedes Gesindel, sei nLeben ausschließlich auf der Straße, wobei die Besonderheit in Köln darin besteht, dass sich der Abschaum nur im Winter auf den Straßen rumtreibt, während er im Sommer zuhause bleibt und die Straße den mittelmäßigen Studierenden, die es auch in Köln in allzuhoher zahl gibt, überlässt. +++ Natürlich wurde ich nicht mit meiner eigenen gefüllten Sionflasche niedergeschlagen und ging um 02:00 uhr nach Hause wo ich entgegen meiner Gewohntheit sofort einschlief.
Es hätte auch anders sein können, aber am nächsten Tag wachte ich in der selben Stimmung mit dr ich am Vortag ins Bett ging auf. Immer noch fühlte ich mich von der umfassensten Dankbarkeit erfüllt und tatsächlich war dieses Gefühl der Dankbarkeit noch heftiger als am ersten Tag. Die Dankbarkeit hatte mich vollständig ergriffen. Es führte kein Weg daran vorbei und ich versuchte die mich rasant einnehmende Ahnung gar nicht erst zu unterdrücken: Ich musste in die Kirche. Hier in meiner Wohnung mich niederzuknien würde nicht mehr ausreichen. Ich musste den Ort aufsuchen, der eigens zum Niederknien gebaut wurde. Ich hätte mich auch in einem trohnsaal niedergekniet, wußte aber nicht, wie ich in so kurzer Zeit einen solchen finden sollte.

leistung und vergnügen

Franz-Xaver Franz Drama-Queen

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