Letzte Nacht

letzte nacht

es sind nur noch wenige tage bis zum song-contest, und der orf überträgt bereits rund um die uhr live aus der wiener stadthalle. während der aufbauarbeiten sitzt der neue tiroler landtagsabgeordnete anton hofreiter in der ersten reihe und spricht über die favoriten. österreich, sagt er, habe keine chance, jetzt, wo anderas kümmert nicht dabei ist. gespannt ist man auf das abschneiden von franz kafka, der mit "hello schratl, welcome schratl" antritt, einem outtake von "amerika". (schratl meint eine koseform von waldschrat, ich ärgere mich, dass kafka es nicht richtig singt und darüber, wie unrealistisch es ist, dass er überhaupt teilnimmt.) ich kann nicht verstehen, warum niemand sagt, dass die vier behinderten aus finnland sowieso schon als sieger feststehen. das alles macht mich wahsinnig aggressiv, und ich möchte meine kleider zerreissen, um anschließend die fetzen zu bügeln. durch die sinnlosigkeit dieses tuns, hoffe ich aufmerksamkeit zu erregen.

letzte nacht

sündemann und ich haben marlene streeruwitz zu gast. sie bringt reichlich bananen mit, die zum größten teil noch grün sind, ganze kisten stehen herum. wir haben uns getroffen, um streeruwitz unsere kunst zu präsentieren, doch da ist noch eine junge frau, die vor allem, aber nicht nur c. ist., diese alte studienkollegin, die ich seit ewigkeiten nicht mehr gesehen habe, von ihr aber weiß, dass sie sich gegen das intellektuelle und künstlerische leben entschieden hat und für den broterwerb, augerechnet sie ist nun da und liest eine geschichte. für sündemann und mich ist das ganz in ordnung, denn wir fühlen uns verantwortlich. (bzw wird es wohl so sein: sündemann fühlt sich verantwortlich und ich verwirkliche lieber andere als mich selbst). streeruwitz ist gelangweilt und c. stottert nur herum, der text besteht nur aus seiner hälfte und ist sowieso quatsch. streeruwitz ist enttäuscht und wir gehen ins bett.
am kommenden morgen versuchen sündemann und ich ständig frühstück zu machen, anstatt uns zu präsentieren und dann ist da noch dieser alexander wolf oder meier, der bei der faz arbeitet und von "seinen büchern und vorträgen" lebt, was mich auf den gedanken bringt, das auch zu tun. aber wir fragen ständig nach dem frühstück und wollen und können nicht usw. streeruwitz hat mitleid und verachtung gleichermaßen. sie sagt, dass das so nie etwas wird mit unsererm leben als künstler und in einem letzten versuch erzähle ich ihr, dass ich lustige videos mache und von der "komponisten vs schriftsteller" performance. dass der zug schon längst abgefahren ist, muss sie erst gar nicht sagen, ich weiß es selbst. strenger und aufrichtiger ist der faz-mann, ich aber sage ihm, dass er auch so ein komischer mensch sei, woraufhin er erwidert, dass er natürlich komisch sei, denn er sei ein mensch.

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letzte nacht

der standard bietet jetzt diese möglichkeit des erlebens, die irgendwas mit freiheit zu tun hat und fm4. ich drücke auf den knopf am bildschirm und finde mich unmittelbar in einer leeren u-bahn wieder. ich weiß, dass das alles igrendwas mit zivilgesellschaft und engagement zu tun hat, aber nichts genaueres. ich habe höllische angst. die ubahn ist leer und fährt in einem tunnel ohne stationen. ich weiß auch, dass das irgendwas mit kunst zu tun hat und performance, aber nichts genaueres.
nach zwei stunden kommt die ubahn endlich zu stehen. ich habe immer noch höllische, höllische angst. leider verbessert sich meine situation durch das ankommen nicht, obwohl mir die station vertraut und der ort so lieb ist: u4, heiligenstadt, wien. ich bin also in wien, trete auf die straße hinaus, denke an gewisse menschen die hier wohnen und die ich sehen möchte, weiß aber, dass ich sofort zurück muss. und ich weiß auch, dass ich länger als zwei stunden brauchen werde. da ist eine rießengroße brücke, die aussieht wie das opernhaus in sydney, und schon bin ich am westbahnhof. die züge nach innsbruck und münchen fahren im 10 min takt, brauchen aber auch 10 stunden. ich laufe herum, orientierungslos.

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geträumt
alle menschen tragen eine fernbedienung bei sich. dort gibt es up / down knöpfe. man kann damit seine emotionen steuern und in gewissen situationen ganz nach belieben ein paar stufen rauf und ein paar stufen runter schalten. ich erlebe zwei situationen: einmal ist mir das alles zu langweilig und so drehen mein gegenüber und ich die emotionen hoch, ein andern mal tun wir gut daran, die lage zu entschärfen, indem wir das emotionslevel runter schalten.

geträumt

ich will beweisen, wie anspruchslos ich bin und sage: "ich schlafe auch auf dem boden. und du kannst davor noch dahin kotzen, das macht mir gar nichts."

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traumfetzen:
nichte j. geht über den zebrastreifen, neffe v. müssen die haare geschnitten werden, schwetser s und ich fahren mit dem auto die treppen hinunter, mein mathe-lehrer m. wartet im literaturhaus am inn auf mich, ich bin viel zu früh, außerdem ist das wetter so schön. bis halb zwei kann ich noch in die satdt schnitzel essen gehen. aber die mathe matura muss ich nachmachen, auch wenn ich die diplomarbeit früher fertig bekomme.

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geträumt. ich mache ein bewerbungsvideo für das moderatorencasting. in einer ubahn-station stelle ich eine kamera auf. dann gehe ich wie zufällig daran vorbei, bleibe stehen und sage in die kamera: "ich kann nicht an einer kamera vorbeigehen, ohne etwas zu sagen. ich liebe moderieren, schon seit ich ein kind bin tue ich nichts lieber."
aufgewacht und gedacht, wie schön es ist, dass ich immer noch an meinem kindheitstraum festhalte. auch im traum.

geträumt

sehnsucht nach meiner heimat, wo man alle menschen, sowie die dazugehörigen rohbauten, mit freiem auge erkennen kann.

geträumt

ich versuche meiner familie und i. und p. verzweifelt, die wichtigkeit von the act of killing näherzubringen. vergebens.

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geträumt: der mir unbekannte martin linder spielt weihnachtsslieder und läßt dazu die lachmaschinen aus eine schrecklich nette familie laufen. ganz unangenehm alles.

leistung und vergnügen

Franz-Xaver Franz Drama-Queen

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"Mit Honig auf dem Kopf tue ich natürlich etwas, was mit denken zu tun hat." Joseph Beuys

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