Montag, 29. Juli 2013

Sommergespräche. Eins: Sören Wilmats, Professor für Technische Mechanik an der Universität Linköping

Lebensmensch: Herr Willmats, trotz ihrers Studiums der Technischen Mechanik beschäftigen sie sich zurzeit mit der Problematik der Kieferorthopädie.
Wilmats: Das ist falsch.
Lebensmensch: Aber finden sie nicht auch, dass die Kieferortopädie im internationalen Wissenschaftsdiskurs zur Zeit völlig unterrepäsentiert ist?
Wilmats: Für Deutschland mag das vielleicht zutreffen. Aber es gibt auch gegenläufige Entwicklungen. Ich habe vor vier Jahren in einer Warteschlange in Catania einen ausführlichen Artikel über aktuelle Kieferortopädie gelesen. In einer Tageszeitung.
Lebensmensch: Das überrascht mich in der Tat.
Wilmats: Überhaupt wird Italien allgemein unterschätzt. Man denkt ja immer Italien, dabei sind die Deutschen heute das rückständigste Volk Europas.
Lebensmensch: Die Franzosen! Sie meinen doch die Franzosen!
Wilmats: Ganz und gar nicht. Ich sage mal so: Die Franzosen gewinnen ihre gesamte Energie aus diesem unglaublichen Hass, der aus den Pariser Banlieues und anderen Elendsvierteln in die Mitte ihrer ohnehin desolaten Gesellschaft dringt. Und es ist nur mehr eine Frage der Zeit, bis der Franzose jegliche Macht und jeglichen Einfluß verliert und den weit fortpflanzungsfreudigeren post-kolonialen Einwanderen weichen muss. Man spürt, dass sich der echte Franzose aufgeben will. Der ungeheure Kolonialismus Frankreichs hat gezeigt, dass die Franzosen schon seit Jahrhunderten eine Sehnsucht danach haben, sich als Volk abzuschaffen. Für Frankreich ist das kein Schaden, im Gegenteil. Zudem glaube ich, dass der Islam bei den französischen Muslimen dann keine Rolle mehr spielt, sobald sie selbst in jenen Reichtum gelangen, der ihnen jetzt verwehrt wird. Das Geld wird den Islam schlucken, wie alles andere auch. In Deutschland hingegen gibt es keine positiven wie negativen Kräfte. Da ist die Luft raus. Frankreich hat die Banlieues, Italien ist in der Hand der Mafia, Griechenland geht bankrott, Österreich und große Teile Osteuropas haben ein massives Rechtsextremismus-Problem, Russland ist zur Diktatur zurückgekehrt, besteht zum größten Teil aus saufenden, homophoben Gewalttätern und dieser Staat begeht mit dem Tschetschenien-Krieg das brutalste europäische Kriegsverbrechen des 21. Jahrhunderts. Deutschland hat Stuttgart 21 und den Berliner Flughafen. Ich sage ihnen: Der Deutsche wird verschwinden "wie am Meeresufer ein Gesicht im Sand." Foucault meinte in diesem Zitat den Menschen, aber in Wahrheit kann es sich nur um den Deutschen handeln. Der Franzose jedoch wird als Subkultur, als rassisches und soziales Mischwesen erhalten bleiben. Ein lebender Kadaver.
Lebensmensch: Soll ich "der Franzose" und "rassisch" in Anführungszeichen setzen?
Wilmats: Unterstehen sie sich.
Lebensmensch: Ihr Fachgebiet ist also die Technische Mechanik.
Wilmats: Und hier vor allem die Kinetik. Die Kinetik in der Technischen Mechanik beschreibt die Änderung der Bewegungsgrößen unter Einwirkung von Kräften im Raum. Im Gegensatz zu der klassischen Physik, bedarf es in der Technischen Mechanik auch noch der Statik. Erst dann kann man von einer Dynamik sprechen. Insofern ist die Technische Mechanik lässiger als die klassische Physik. Aber das können sie alles auf wikipedia nachlesen.
Lebensmensch: Sie glauben also, dass sich die sozialen und demographischen Umwälzungen Europas besser mit der Technischen Mechanik als mit der Physik beschreiben lassen?
Wilmats: Auf jeden Fall. Hüten sie sich vor physikalischen oder gar biologistischen Erklärungen! Wir haben mit der Technischen Mechanik innerhalb der Pragmatischen Demographie einen Standard erreicht, hinter den man nicht zurückfallen darf.
lebensmensch: Können sie uns ein Beispiel für ihre Analysemethoden geben?
Wilmats: Sie wissen ja: Kraft ist Masse mal Beschleunigung. Für eine zeitlich veränderliche Masse, wie dies etwa bei der europäischen Bevölkerung der Fall ist, muss die Kraft als die Ableitung des Impulses ({p}={mv}) nach der Zeit definiert werden. Natürlich können sie argumentieren, dass Geschwindigkeit die Grundlage aller Gewalt ist. Denken sie an das Beispiel von Virilio: Wenn ich meine Hand langsam zu ihrem Gesicht führe, dann ist das sehr zärtlich, ich streichle sie. Bei hoher Geschwindigkeit jedoch verwandelt sich meine Berührung in Schmerz, in einen Schlag, eine Ohrfeige. Oder eine Pistolenkugel: Tötlich wird sie nur durch die Geschwindigkeit, mit der sie abgefeuert wird. Daneben gibt es aber auch noch eine schleichende Gewalt, eine unmerksame Umwälzung, die Generationen umfasst, die allerdings gründlicher von statten geht. Verstehen sie mich jedoch nicht falsch, Gewalt meine ich hier völlig wertfrei, in einem physikalischen und nicht in einem moralischen Sinne. Auch der Geschwindigkeit stehen wir in der Technischen Mechanik grundsätzlich neutral gegenüber. Meistens.
Lebensmensch: Aber erst, wenn sie einen Menschen lange nicht mehr gesehen haben, fällt ihnen auf, wie sehr er sich verändert hat.
Wilmats: Im Grunde verändern sich Menschen nie. Das erzählen uns unsere Träume.
Lebensmensch: Herr Wilmats, ich danke ihnen für das Gespräch.
Wilmats: Kommen sie gut nach Hause.

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