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mein text über gebi mair ist online

http://molekultur.at/ausgabe/mole11/mole11_guter-haider.php

...

RIP Mae Young (1923-2014)

post privacy: journal jahreswechsel

2013: das denken und das fühlen in einklang bringen.
2014: das denken und das tun in einklang bringen.

j. und ich haben uns nach diesem aufregenden jahr auch mal einen freien abend verdient und lassen in der silvesternacht alles unversucht.
auf der suche nach der, unter der gefahr zur routine zu verkommen stehenden aufregung. (didn´t i blow your mind this time?) oder: vergnügen ohne leistung

wir stellen uns vor: statt 20 kommen nur 4 leute zur party. wir versammeln uns im keller, in dem zur tanzfläche leergeräumten, quatratischen raum. jeder schnappt sich zwei bierkisten und setzt sich in eine ecke des raumes. wir starren uns stundenlang an, ohne etwas zu sagen und trinken währenddessen die 8 kisten alleine aus. um mitternacht prosten wir uns kurz zu.
wir können nicht miteinander, wir können nicht ohneeinander.

mir wird mitgeteilt: "freunde werden wir in diesem leben keine mehr."
friends with benefits - or no friends at all

gruppensingen nach mitternacht, in der leeren kirche auf dem hügel. ein chor einem vogelschwarm gleich, sich gegenseitig entwickelnd, kein dirigent, keine noten. etwas archaisches, etwas sich-aneignendes, etwas ritualisches. ich bin stoned as hell und denke mir: "das ist das größte kunstwerk, das ich je erlebt habe!"

1. jänner: die sonne scheint in das kleine zimmer im ersten stock des alten hauses. noch bevor ich aufgestanden bin, sprechen wir eine stunde lang über unsere liebhaberInnen - ich im bett und du auf einem stuhl gegenüber. weil du versuchst, mit dem rauchen aufzuhören, schenkst du mir eine packung zigaretten. die restlichen zwei packungen werfe ich dem vorbeigehenden e. zu.
(das ewige quälen derjenigen, die beschliessen, das bessere leben zu führen)

um dem trennungsschmerz vorzugreifen, überlege ich, jetzt schon ein ersatzgoldkettchen für mein geliebtes goldkettchen zu kaufen. (und die überlegung, ob ich meine beziehung auch so geführt habe)

mir die vorteile eines one night stands erklären lassen. (gegenargument: die angst vor der angst des anderen, wenn man seine vorlieben zum vorschein kommen läßt)

diese so ernste liebe zu silvester, die mich einen abend lang ganz umschlingend in die gesellschaft integriert. natürlich schüttle ich allen fremden menschen um mitternacht die hand.

a. schreibt mir um 00:39, als ich bereits zurück im haus und gerade auf der treppe, am weg hinuter zur tanzfläche bin (und jenseits von nüchtern): "wir haben eine rakete für dich abgeschossen!". und ich denke mir, dass das die schönste geste ist, die ich mir im moment vorstellen kann.
(und b. schreibt mir: "alles gute 2014-17")

neujahrsvorsatz: mit j. ausgemacht, 2014 auf keinen fall miteinander ins bett zu gehen.

durchatmen.
und weiter geht's.

2013 Jahrescharts

Movies Top Ten
1. The Act Of Killing
2. Heli
3. Paradies: Liebe
4. The Master
5. Blue Jasmine
6. Workers
7. Finsterworld
8. Only Lovers Left Alive
9. Los amantes pasajeros
10. Paradies: Glaube

Best Porn Stars
1. Valentina Nappi
2. Skin Diamond
3. James Deen
4. Peto Coast
5. Allie Haze

Beste Überschriften zum Orkan Xaver
# Ich hoffe sie haben Xaver zum Trotz eine ruhige Nacht (ard)
# Wie Xaver in der Nacht getobt hat (sueddeutsche)
# Nach Sturm Xaver: 47 Robbenbabys auf Helgoland vermisst (derstandard)

Top Five Wrestler
5. Daniel Bryan
4. Joseph Park
3. Kazarian
2. Bobby Roode
1. Christopher Daniels

Größte Todesfälle
5. Nelson Mandela
4. Wolfgang Herrndorf
3. Lou Reed
2. Paul Bearer
1. Michael Schumacher

Blue Jasmine: Dont call the police, if you dont know who you are

Es ist ja bekanntlich so: Die schlechten Woody Allen Filme sind immer noch ziemlich gut und die guten Woody Allen Filme sind großartig. Kaum auszumalen also, wie ultragalaktischgeil seine besten Filme sein müssen. Blue Jasmine ist einer von ihnen.
Und so gilt für das Publikum dasselbe, wie für Jasmine: "He swept me of my feet". Nur sind die Folgen von diesem Den-Boden-unter-den-Füßen-verlieren von weit unterschiedlicher Dramatik. Während wir KinobesucherInnen uns nämlich von Altmeister W. Allen umwerfen lassen, wird Jasmine von ihrem späteren Ehemann Hal aus der Bahn geworfen, während der Pianist Blue Moon trällert - eine jener Anekdoten, die Jasmine gebetsmühlenartig im Laufe der Geschichte wiederholt. Geendet hat Jasmins Umgefworfen-werden allerdings mit K.O., weil es da keine Grundlage gab, auf der sie wieder hätte Fuß fassen können. Denn auch wenn man sich seine eigene Lebensgeschichte noch so oft erzählt: sie wird sich nicht umschreiben - und wahr wird sie auch nicht. Vor allem nicht in einer (High) Society, in der alles zur Phrase verkommt und der Schein das Sein längst aufgesogen hat.
Umso schlimmer, wenn man den dummer Fehler begeht, aus diesem Spiel auszusteigen. (Achtung Spoiler!) Gemeint ist Jasmines Anruf beim FBI, mit dem das Schicksal seinen Lauf nimmt. Der Stiefsohn bricht wie einst Jasmine sein Studium ab, verlässt die Familie und wird drogensüchtig. Ein klein bisschen schlimmer verläuft Gatte Hals Lebensabend: Der veruntreuende Untreue landet im Knast, wo er sich sich, wie Jasmine betont, das Genick gebrochen hat. Wobei... wer hat da eigentlich wem das Genick gebrochen?

Jasmine Francis gibt es nicht
Zufällig hab ich mir den Film gleich zweimal im Kino angesehen, an zwei aufeinanderfolgenden Tagen und war dann überrascht, wie sehr sich das, was ich beim zweiten Mal sah, von meinem ersten Eindruck unterschieden hat. Denn, ich gestehe, ich bin tatsächlich ganz schön auf Jasmine reingefallen. Oder sagen wir vielmehr: Auf Cate Blanchett. Und da zeigt sich wiedermal, wie gut es ist, eine zweite Chance zu bekommen, etwas, das Jasmine ja leider nicht nicht zugesprochen wird.
Erst bei meinem zweiten Mal, habe ich die ganze Dimension dessen erfasst, was Blanchett da eigentlich wirklich leistet. In kleinen Gesten, in den subtilsten Bewegungen und den feinsten Variationen der Stimmlage - hier verrät Cate Blanchett Jasmine, als das, was sie ist: Keine gerade-noch-Opportunistin, sondern eine leider-schon-Verbrecherin, die weniger wirklichkeitsfremd als kaltblütig agiert. Jasmine ist auch verantwortlich für den finanziellen Ruin ihrer Schwester, denn sie ist es, die vorschlägt, den Lottogewinn sofort zu investieren - nicht Hal. Es ist also kein Wunder, dass Jasmine, einer griechischen Tragödie gleich, von den Rachegöttigen heimgesucht und letztlich in den völligen Wahnsinn getrieben wird. Es ist weniger der Verlust der öknomischen Existenz, als das brennende Schuldgefühl, das auch Jasmine letztlich das Genick bricht. Sehen und erkennen kann (will) die Gebrochene das alles jedoch schon längst nicht mehr, denn ähnlich wie Ödipus sucht sie im Moment der Erkenntnis die Blindheit. (In diese Versuchung hat die umwerfende Cate Blanchett eben auch mich geführt).
Jasmine ist eine, den (us-amerikanischen) Mythen von Reichtum und Glanz verfallene Frau, die in sich in einem einzigen, rießengroßen Simulacrum eingenistet hat, in dem sie zwar alles mögliche, aber nicht sie selbst ist. Wie es sich für eine gute Gattin gehört, nimmt sie den Nachnamen des Ehemanns an, doch Jasmine geht noch einen Schritt weiter: Auch ihr Vorname ist nicht mehr ihr eigener, aus dem langweiligen Jeanette wurde ein duftendes Jasmine. Selbstauflösung im großen Stil. Jeanette gibt es nicht mehr und Jasmine Francis hat sich abgeschafft. Und zwar im Zuge ihrer Ehe zu Hal, dem es natürlich weniger um Jasmine geht, als um die Notwendigkeit einer konversationstüchtigen, gutaussehenden Ehefrau für diverse Empfägne und Cocktailpartys. Genau dafür benötigt auch Dwight (der fesche Botschafter aus Vienna, den sie bei einer dieser Partys kennenlernt) Jasmine. Auch hier versucht sie ihr (Un)Glück. Dieser verzweifelte Versuch, erneut in eine Blase einzutauchen, wird für Jasmine und uns ZuschauerInnen zum wahren Höllentrip. Jasmine wird durch das, was sie mit Dwight durchlebt, ihr Niedergang als unabhängige Frau nochmal schmerzhaft vor Augen geführt und so ist es nur verständlich, dass Jasmine nach dem Heiratsantrag gleich mal eine anständige Dosis Antidepressiva schlucken muss (und wir schlucken im Geiste mit ihr).
Die Frau exisitiert in diesem Kosmos nur über ihre Definition durch den Mann. Fällt dieser weg, ist es auch um die Witwe geschehen. Und so hat dieser Film ein ein nicht unradikales feministisches Element, das jedoch nicht zur Botschaft verkommt (also dafür ist Allen nun wirklich nicht der Richtige) und somit umso stärker wirkt. Als Jasmine, die betrogene Ehefrau, ihre Würde zurück erlangen will, indem sie das FBI ruft, bekommt sie erst recht eine aufs Maul. Das ist die Tragik an ihrer Geschichte: Emanzipation unmöglich. Gleichzeitig definieren sich die Männer dieses Films beinahe nur über ihren Beruf und ihr Vermögen. Ach Woody, leben wir denn immer noch im 19. Jahrhundert? Zumindest in manchen Bereichen scheint es so. Und so kehrt Allen von seinen cineastischen Ausflügen, die ihn mit seinen letzten drei Streifen nach London, Paris und Rom geführt haben, mit einem wenig schmeichelhaften Film über die us-amerikanische Gesellschaft in sein Geburtsland zurück. In einem weiteren katastrophalen Hollywood-Jahr, ist Allen einer der wenigen (mir) bekannten Regisseure, der dem us-amerikanischem Kino, das seine Vormachtstellung auch in Sachen Qualität längst an die Fernsehserie verloren hat, noch so etwas wie Relevanz verleiht.

Rationale Empathie
Jasmines Story ist - na no na net - eine Metapher auf die Finanzkrise und deren Ursachen. Mit dem Geld verhält es sich so, wie mit Jasmine: Es wird mit etwas gehandelt, das es nicht gibt. Etwas, das kein Back-Up mehr kennt, durch keine Goldreserven abgedeckt wird und dessen Wert dadurch schrecklich inflationär und arbiträr wird. So wie der Wert von Jasmine Francis. Und da wie dort muss der Zeitpunkt kommen, wo die Blase platzt. Alles das erzählt Allen jedoch ohne Zeigefinger und Holzhammer. Sein Film ist ein beschwingter Swing am Abgrund einer ökonomisch wie seelisch zerstörten Existenz, in Szene gesetzt mit einem infernalen Humor, dessen völliges Verschwinden in der letzten Szene des Films, als Jasmine auf der Parkbank endgültig zu Grunde geht, einen vor Schrecken erschaudern läßt. Jedoch nicht Brutalität, Provokation oder Affekt sind die Mittel, die Allen einsetzt, sondern eine ganz besondere Form der Empathie, deren Funktionieren nicht nur auf einer Gefühlsebene, sondern auch auf einer rationalen Verstandesebene fußt.
Das mag jetzt etwas pathetisch und doof klingen, aber: Bei Blue Jasmine sieht man nicht nur den Regisseur Woody Allen, sondern auch den an Lebensklugheit reichen Menschen Woody Allen am Gipfel seines künstlerischen Schaffens. Blue Jasmine ist ein Werk, das in der Sichtbarmachung des Zusammenspiels aus individueller Psychologie auf der einen, sowie gesellschaftlicher Strukturen und Zwängen auf der anderen Seite zu universaler Bedeutsamkeit gelangt und von vereinfachenden Gut-Böse Dichotomien verschont bleibt. Gepaart mit einem breitfächrigen Figurenensemble, absurder Komik, dem Potrait einer Stadt und der Chronik eines zugrundegehendes Landes, steht Blue Jasmine der Tradition von Grandmaster Dostojewski (den Allen eifrig in Match Point zitiert). Und ein noch hochtrabenderes Kompliment fällt selbst mir nicht mehr ein, bei einem Film, für dessen Existenz ich vor lauter Dankbarkeit jeden Tag ein Rosenkranzerl beten könnte.

...

geträumt
alle menschen tragen eine fernbedienung bei sich. dort gibt es up / down knöpfe. man kann damit seine emotionen steuern und in gewissen situationen ganz nach belieben ein paar stufen rauf und ein paar stufen runter schalten. ich erlebe zwei situationen: einmal ist mir das alles zu langweilig und so drehen mein gegenüber und ich die emotionen hoch, ein andern mal tun wir gut daran, die lage zu entschärfen, indem wir das emotionslevel runter schalten.

notwehr

schlage ab sofort allen leuten präventiv in die fresse, bevor noch jemand dazu kommt, mir "frohe weihnachten" zu wünschen.

101 Listen. #49: I Am Sorry

im sorry that i dont love
im sorry that i dont cry
im sorry that i dont lie

im sorry for being myself

im sorry that i dont shoot
im sorry that i dont paint
im sorry for being bored
im sorry for being creative
im sorry for being intellectual

im sorry for being a man
im sorry for being white
im sorry for not being straight
im sorry for not being gay
im sorry for not being political
im sorry for not being in prison

im sorry for being sorry
im sorry for not being sorry
im sorry i dont mind

im sorry for being shy
im sorry for being vain
im sorry to be alive
im sorry to be dead

muss es sein? (es muss sein!)

Ich nahm meine Hornbrille und meine Denkermütze zur Hand...
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...und hörte mir stundenlang Interviews mit Elfriede Jelinek an...
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...wie früher.
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Diese Scheißangst vor der Phantasie: Jim Jarmuschs "Only Lovers Left Alive"

OMG! Dank B. hatte ich eine Freikarte für die Deutschlandpremiere von Jim Jarmuschs Only Lovers Left Alive. Und ja: JJ himself war auch da, hat kurz gesprochen und nach dem Film sogar mit seiner Band gespielt. Und ja: Er ist so, wie man ihn sich vorstellt: Ungemein sympathisch, ungemein klug und natürlich extrem gutaussehend. Und so ziemlich genau dasselbe läßt sich auch über seinen neuen Film sagen. (und weil es mit dem kinostart für (normal)sterbliche noch bis nach weihnachten dauert, verrate ich hier nichts wichtiges)

Von Franz Schubert bis Jack White
Als Vampir hat mans auch nicht leicht dieser Tage: Die Umweltverschmutzung nimmt zu und die Menschen leben ungesund. Das heißt: Gutes Blut ist schwer zu bekommen. Außerdem kann man ja heutzutage nicht einfach irgendjemanden aussaugen, das wäre einfach so "fucking 15. century!". Überhaupt haben Vampire weit menschlichere Probleme, als man glauben mag (nur Geldsorgen plagen sie keine). Aber es gibt etwas, wofür es sich zu leben lohnt: Die Liebe zueinander und aber vor allem: Die Liebe zur Kunst. Im Mittelpunkt von Only Lovers stehen zwei solcher sich liebender Vampire, deren Namen auch nur in einem Jarmusch Film so lauten dürfen: Denn sie heißen (sind?) tatsächlich Adam und Eve.
Adam und Eve sind Vampire, wie man sie sich immer gewünscht hat. Sie sind der wahr gewordene feuchte Traum von Jorge Luis Borges, sie sind die ultimativen Intellektuellen. Es gibt keine Sprache, die sie nicht sprechen, kein Instrument, das sie nicht beherrschen, keine Wissenschaft, die sie nicht studiert hätten. Und einen verdammt guten Geschmack haben sie auch. So steht in Eves Bücherregal neben Don Quijote und Kafkas Verwandlung auch Infinite Jest, sie lieben Jack White ebenso wie Franz Schubert. Adam ist zudem ein genialer Komponist und Musiker, nur leider halt so Öffentlichkeitsscheu. Und so kann Jarmusch auch darüber phantasieren, welche Musik denn nun Adam, dieser vielleicht größte aller Musiker, im Jahre 2013 so schreiben und spielen würde (was umso witziger ist, weil ja u.a. Jarmusch selbst den Soundtrack eingespielt hat.) Aber wie es eben so ist mit den Intellektuellen: Irgendwie sind sie immer Außenseiter, müssen Repressionen fürchten und verzweifeln ganz schön an der Welt und den blöden blöden Menschen, die der suizidale Adam treffend Zombies nennt. Eve hingegen bereitet die bedingungslose Liebe zur Literatur und Natur ein erfülltes Leben. Überhaupt ist Eve die zauberhafteste Figur, die man sich vorstellen kann und ohne jede Frage der coolste Vampir, den die Welt je gesehen hat. (Sorry Eric Northman!)
Ebenso cool wie Adam und Eve ist auch ihr Freundeskreis. Denn Eves bester Freund (ebenfalls Vampir), ist kein geringerer als Christopher Marlowe, der zweite große Dramatiker des elisabethanischen Zeitalters neben Shakespeare. Und klar: wenn man schon mal Marlowe auf die Leinwand bringt, muss natürlich auch endlich das ewige Rätsel gelüftet werden, wer von den beiden, Shakespeare oder Marlowe, denn nun wirklich den Hamlet geschrieben hat - auch diesen Spaß kann sich Jarmusch nicht verkneifen. Es ist nur leider die fast schon brachiale Art dieses Humors, die so ganz im Gegensatz zu dem poetischen Fluß der visuellen Erzählung steht. Es sind diese zu häufig und zu deutlich erzählten Witzchen, die keine Anspielungen, sondern eher Holzhammer sind. Die Figuren reden nicht miteinander, sondern müssen dem Publikum alles erklären, was gar nicht nötig wäre, denn nicht nur die Vampire sollen im Dunklen gelassen werden, auch wir wollen dort sein. Hier hätte dem langsamsten aller Filmemacher ein bisschen mehr Gemächlichkeit gut getan. (Aber wer hätte das gedacht, dass es ausgerechnet Jim Jarmusch einmal an gutem Humor fehlt?)

A Match made in Heaven
Adam wohnt im düsteren Detroit, dieser vom Kapitalismus ausgesaugten, leblosen Stadt und Eve in Tanger, Marokko. Eine wunderschöne Kombination. Und auch wenn Adam mehr der Bastler und Eve mehr die Naturkennerin ist, bedient der Film keine Sekunde lang nervige Geschlechterstereotypen. Zu universal und gleichzeitig zu individualistisch ist das zum dritten Mal verheiratete moderne Paar, das sich auch mal eine Zeit lang (und man kann nur ahnen, wie lange das sein mag) eine Fernbeziehung gönnt. Adam und Eve sind Antagonisten, aber nicht schwarz/weiß, nicht Tag/Nacht. Sie ergeben ein großes Ganzes, ohne aber den Anspruch einer Totalität, sind ein Puzzle, das nie zum Ende kommt. Diese Figuren-Konstellation, dieses unsterbliche Liebespaar so gut hinzubekommen, das ist die vielleicht größte Leistung dieses Films. Umso störender, dass mit der Figur von Eves Schwester eine völlig unnötige und flache Figur auftaucht, die dem Film überhaupt nicht mehr hinzufügt, als das hübsche Gesicht der Mia Wasikowska. Ich hätte das nicht gebraucht. Ich hätte mir 5 Stunden lang Adam und Eve anschauen können, wie sie Bücher in allen Sprachen und Schriften lesen, kostbare Gitarren streicheln und Pflanzen mit ihren lateinischen Namen begrüßen. Dazu der grandiose Soundtrack dieses Films, die wunderbare Ausstattung und natürlich die über Allem schwebende Tilda Swinton (der man anmerkt, wie sehr sie sich mit Eve indentifizieren kann). In seinen guten Momenten ist dieser Film so erhaben, wie seine Heldin.

Die Welt muss poetisiert werden
Und erhaben sind Jarmuschs Filme für mich auch über den Vorwurf des Unpolitischen, weil sie eine Gegenrealität entwerfen, einen anderen Blick, der jedoch weder naiv noch kitschig ist. So steht Jarmusch gewissermaßen ganz in der Tradition der deutschen Frühromatik, mit ihrem Diktum, dass die Welt romantisiert / poetisiert werden müsse. Novalis: „Indem ich dem Gemeinen einen hohen Sinn, dem Gewöhnlichen ein geheimnisvolles Aussehen, dem Bekannten die Würde des Unbekannten, dem Endlichen einen unendlichen Schein gebe, so romantisiere ich es.“ Aber dazu sind die Zombies eben zu feige, denn es ist diese "Scheißangst vor ihrer Phantasie", wie Adam es formuliert, die die Menschen in den Kerker ihrer Tristesse sperrt - und die Nachtigall Adam mit dazu. Es bräuchte eben mehr Robertos, die legendäre Figur aus Jarmuschs Down by Law ("gespielt" von Roberto Begnigni), der in der Gefängniszelle ein Fenster an die Wand zeichnet und nach Icecream verlangt. Denn er ist es, der den Ausbruch aus dem Gefängnis organisiert und dabei nicht nur sich selbst befreit. Vielleicht treffen Adam und Eve den unverwüstlichen Roberto ja mal - und saugen ihn auf die dunkle (dh helle) Seite der Welt. Denn wir wissen: Nur diejenigen, die lieben, überleben.

Lia und ich sprechen über "The Act of Killing"

http://soundcloud.com/lebensmensch-1/rrk-the-act-of-killing

gesehen und urteil

so kanns nicht weitergehen. nachdem sich die 6er filme in letzter zeit geradezu inflationär gehäuft haben, stelle ich mein rating-system nun auf eine hunderter-skala um (1-10 plus komma).

http://lebensmensch.twoday.net/stories/liste-gesehener-filme-seit-2011/

leistung und vergnügen

Franz-Xaver Franz Drama-Queen

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and i quote

"Mit Honig auf dem Kopf tue ich natürlich etwas, was mit denken zu tun hat." Joseph Beuys

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Zuletzt aktualisiert: 2024-02-27 11:25

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