Donnerstag, 3. April 2014

and i quote

Einmal ganz Besitz geworden, wird der geliebte Mensch eigentlich gar nicht mehr angesehen. Abstraktheit in der Liebe ist das Komplement der Ausschließlichkeit, die trügerisch als das Gegenteil, als das sich Anklammern an dies eine so Seiende in Erscheinung tritt. Dies Festhalten verliert gerade sein Objekt aus den Händen, indem es zum Objekt gemacht wird, und verfehlt den Menschen, den es auf "meinen Menschen" herunterbringt. Wären Menschen kein Besitz mehr, so könnten sie auch nicht mehr vertauscht werden. Die wahre Neigung wäre eine, die den anderen spezifisch anspricht, an geliebte Züge sich heftet und nicht ans Idol der Persönlichkeit, die Spiegelung von Besitz. Das Spezifische ist nicht ausschließlich: ihm fehlt der Zug zur Totalität. Aber in anderem Sinne ist es doch ausschließlich: indem es die Substitution der unlösbar an ihm haftenden Erfahrung - zwar nicht verbietet, aber durch seinen reinen Begriff gar nicht erst aufkommen läßt. Der Schutz des ganz Bestimmten ist, daß es nicht wiederholt werden kann, und eben darum duldet es das andere. Zum Besitzverhältnis am Menschen, zum auschließenden Prioritätsrecht, gehört genau die Weisheit: Gott, es sind doch alle nur Menschen, und welcher es ist, darauf kommt es gar nicht so sehr an. Neigung, die von solcher Weisheit nichts wüßte, brauche Untreue nicht zu fürchten, weil sie gefeit wäre vor der Treulosigkeit.
(Adorno, Minima Moralia)

Als Eifersüchtiger leide ich vierfach: weil ich eifersüchtig bin, weil ich mir meine Eifersucht zum Vorwurf mache, weil ich fürchte, dass meine Eifersucht den anderen verletzt, weil ich mich von einer Banalität knechten lasse: Ich leide darunter ausgeschlossen zu sein, verrückt zu sein und gewöhnlich zu sein.
(Barthes, Fragmente einer Sprache der Liebe)

Wenn es nur einmal so ganz stille wäre.
Wenn das Zufällige und Ungefähre
verstummte und das nachbarliche Lachen,
wenn das Geräusch, das meine Sinne machen,
mich nicht so sehr verhinderte am Wachen -:

Dann könnte ich in einem tausendfachen
Gedanken bis an deinen Rand dich denken

und dich besitzen (nur ein Lächeln lang),
um dich an alles Leben zu verschenken
wie einen Dank.

(Rilke)

... ich muss weg. Morgen wären vielleicht schon hundert Messer nötig, um uns auseinanderzuschneiden, und übermorgen tausend. Ich habe mir neulich versprochen, unzugehörig zu sein und an keiner Himmelfahrt mehr teilzunehmen. Meine Fallschirme sind verbraucht. Mein verfluchter Schädel wittert hinter jedem Paradis einen Miststock.
(Werner, Zündels Abgang)

De hele morgen hebben Inge en Bärbel al naar een stijve pik utigekeken. Tegen de middag komt er een vlotte vent aan en begint wat met een bal te oefenen. Het tweetal is er direkt bij. Ze proberen de bal te vangen. (Waterneuker gezocht. in: Sex Life. Sliva Verlag, 1984)

Heute haben Inge und Bärbel schon den ganzen Vormittag nach einem strammen Ficker Ausschau gehalten. Gegen Mittag kommt ein ansehnlicher Bursche und beginnt mit einem Ball zu spielen. Schnell sind die beiden bei ihm und versuchen, den Ball zu bekommen.
(Wasserficker gesucht. in: Sex Life. Sliva Verlag, 1984)

(...) der Nächste bleibt eine träge, undurchdringliche, rätselhafte Gegenwart, die mich hysterisiert. Der Kern dieser Gegenwart ist natürlich das Begehren des Nächsten, ein Rätsel nicht nur für uns, sondern auch für den Nächsten selbst. Aus diesem Grund fragt Lacans "Che vuoi" nicht einfach: "Was willst du?", sondern eher: "Was hast du? Was gibt es in dir, das dich so unerträglich macht, nicht nur für uns, sondern auch für dich selbst, und das du offenkundig selbst nicht kontrollierst?"
(Zizek)

Überall besteht die bürgerliche Gesellschaft auf der Anstrengung des Willens; nur die Liebe soll unwillkürlich sein, reine Unmittelbarkeit des Gefühls. In der Sehnsucht danach, die den Dispens von der Arbeit meint, transzendiert die bürgerliche Idee von Liebe die bürgerliche Gesellschaft. Aber indem sie das Wahre unvermittelt im Falschen aufrichtet, verkehrt sie jenes in dieses. Nicht bloß, daß das reine Gefühl, soweit es im ökonomisch determinierten System noch möglich ist, eben damit gesellschaftlich zum Alibi für die Herrschaft des Interesses wird und eine Humanität bezeugt, die nicht existiert. Sondern die Unwillkürlichkeit von Liebe selber, auch so wie nicht vorweg praktisch eingerichtet ist, trägt zu jenem Ganzen bei, sobald sie sich als Prinzip etabliert. Soll Liebe in der Gesellschaft eine bessere vorstellen, so vermag sie es nicht als friedliche Enklave, sondern nur im bewußten Widerstand. Der jedoch fordert eben jenes Moment von Willkür, das die Bürger, denen Liebe nie natürlich genug sein kann, ihr verbieten. Lieben heißt fähig sein, die Unmittelbarkeit sich nicht verkümmern zu lassen vom allgegenwärtigen Druck der Vermittlung, von der Ökonomie, und in solcher Treue wird sie vermittelt in sich selber, hartnäckiger Gegendruck. Nur der liebt, der die Kraft hat, an der Liebe festzuhalten. Wenn der gesellschaftliche Vorteil, sublimiert, noch die sexuelle Triebregung vorformt, durch tausend Schattierungen des von der Ordnung Bestätigten bald diesen bald jenen spontan als attraktiv erscheinen läßt, dann widersetzt dem sich die einmal gefaßte Neigung, indem sie ausharrt, wo die Schwerkraft der Gesellschaft, vor aller Intrige, die dann regelmäßig von jener in den Dienst genommen wird, es nicht will. Es ist die Probe aufs Gefühl, ob es übers Gefühl hinausgeht durch Dauer, wäre es auch selbst als Obsession. Jene aber, die, unterm Schein der unreflektierten Spontaneität und stolz auf die vorgebliche Aufrichtigkeit, sich ganz und gar dem überläßt, was sie für die Stimme des Herzens hält, und wegläuft, sobald sie jene Stimme nicht mehr zu vernehmen meint, ist in solcher souveränen Unabhängigkeit gerade das Werkzeug der Gesellschaft. Passiv, ohne es zu wissen, registriert sie die Zahlen, die in der Roulette der Interessen je herauskommen. Indem sie den Geliebten verrät, verrät sie sich selber. Der Befehl zur Treue, den die Gesellschaft erteilt, ist Mittel zur Unfreiheit, aber nur durch Treue vollbringt Freiheit Insubordination gegen den Befehl der Gesellschaft.
(Adorno, Minima Moralia. Reflexionen aus dem beschädigten Leben)

There's guns across the river 'bout to pound you,
There's a lawman on your trail like to surround you,
Bounty hunters are dancing all around you.
Billy, they don't like you to be so free.

(Dylan, Billy 4)

Unter dem Gewicht aller Ameisen gehst du, überrascht und überwältigt, zugrunde.
(Annemarie Kuckuck, ‏@blutundkaffee)

Es ist ein ständiges zwischen allen Möglichkeiten eines menschlichen Kopfes Denken und zwischen allen Möglichkeiten eines menschlichen Hirns Empfinden und zwischen allen Möglichkeiten eines menschlichen Charakters Hinundhergezogenwerden.
(Bernhard, Gehen)

aus diesem grund ist die tatsache, sich in der position des geliebten wiederzufinden, eine so heftige, ja traumatische erfahrung: geliebt zu werden lässt mich unmittelbar die kluft zwischen dem fühlen, was ich als endliches wesen bin, und dem unergründlichen x in mir, das liebe hervorruft. lacans definition von liebe - "liebe heißt, etwas geben, das man nicht hat..." - muss daher ergänzt werden um "... und zwar jemanden, der es nicht will."
(zizek)

Es ist die Zeit der frühesten Jugend, der ersten radikalen Liebe, die für einen Moment alles noch so Disparate zusammen zwingt: Sex, Leidenschaft, Liebe, Ich, Du, Tod, Die Ganze Welt. Plötzlich spricht die Natur zu einem in einer extremen Sprache, so extrem, daß man sie sofort versteht. Und diese heilige Kraft, die man in sich spürt, alles wahr zu machen, was man will, daß alles gut wird. Ich will, daß alles gut wird. Ich will, daß alles anders wird, das Falsche und Schlechte soll weg, und für das Gute und Richtige möchte ich jeden Kampf kämpfen. Es ist die Zeit der Politisierung, total, diffus, kompromißlos und aufs Ganze, und es ist die richtige Zeit, alle Drogen zu nehmen oder Gedichte zu schreiben. Denn es ist die Zeit für Tiefsinn, düstere Choräle, Schmerzen, Schreie, Wimmern. Lebenslust fühlt sich an wie Todeswunsch. Es ist alles ein solches Knuddelmuddel und zugleich ganz klar: Du bist soo stark. Nimm dir, was du willst.
(Goetz, Hirn)

leistung und vergnügen

Franz-Xaver Franz Drama-Queen

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