AUFERSTANDEN AUS RUINEN

wie mich eine 24 stunden schwanzraushol-therapie zum mann machte.

jens jessens toxisch-infernales pamphlet gegen hexenverbrennung (metoo) und neo-stalinistische gedankenpolizei (feminismus), erschienen im heimatministerium des dt. qualitätsjournalismus DIE ZEIT, kann einem schon zusetzten, vor allem einem mann. schliesslich bin ich als mann heute etwa so bedroht, wie ein von neonazis eingekreistes afgahnisches flüchtlingsmädchen, das zum abschied leise aus dem fenster ihres brennenden asylheims winkt. adios, hand in hand gehen wir unter, verdammte dieser erde.
man sollte also die jessen-lektüre nur im vollbesitz seiner kräfte wagen, während ich aber zum jessenzeitpunkt schon randvoll war mit speed hate ähnlicher provenienz. aber: was dich nicht umbringt macht dich stärker. oder so ähnlich. begonnen hat mein trip 24 stunden zuvor, als ich zwecks recherche-gründen bereits unmittelbar nach dem aufstehen einen fassbinder-film angesehen hab, wo der fassbinder sich selber spielt und zwar während der landshut flugzeugentführung 1977 (um die RAF häftlinge rauszupressen), was der fassbinder völlig aufgkratzt mitverfolgt in seiner wohnung, in der er wie ein irrer auf und ab rennt und sich abwechselnd mit seinem lover und seiner mutter streitet, die beide immer sagen, man müsse jetzt den andreas baader im gefägnis erschiessen, für jede geisel muss man einen raf häftling erschiessen. fassbinder, der leider grottenschlecht spielt, dafür aber die halbe zeit nackt ist, telefoniert in einer tour, sauft, schreit, prügelt sich mit seinem lover, kotzt ins klo. fassbinder schmeisst alle raus, baader und ennslin erschiessen sich im gefägnis. ein schlimmer film! das war der vormittag.
dann mittagessen. ein gläschen wein. vielleicht zur erholung radio Ö1? schubert oder mozart? nein es wird eine stunde robert pfaller portrait: Der Philosoph Robert Pfaller über die "kranke Seele" der Gesellschaft.
pfaller hatte folgendes erlebnis: er wollte im flugzeug "amour" von michael haneke ansehen. bevor der film los ging wurde jedoch eine warnung eingeblendet: "adult language! die im film verwendete sprache kann ihre gefühle verletzten." na da ist der pfaller natürlich sofort ausgerastet und hat die stewardess angebrüllt DASS DER HANEKE JA WOHL KEIN PORNO SEI! wenn man leute so entmündigt, dass man ihnen keinen haneke mehr zumuten kann, dann enzieht man ihnen morgen das wahlrecht, hat der ins cockpit gestürmte pfaller versucht dem piloten zu erklären. die linke fordert keine ökonomische umverteilung mehr, so pfaller, sondern betreibt stattdessen, dem kapitalismus einverleibt, reine symbolpolitik, symbolpolitik die aber genau gar nichts verändert. der pilot stimmet zu: infantile gummibärenbanden wie die grünen oder die sozialdemokraten oder die zeit, haben längst die volksseele einmarschieren lassen in sich und winken, wie teletubbis auf lsd, beim bio-äpfel pflücken in hinterfotzach in die imagefilm-kamera, halten danke-schildchen hoch nach verlorenen wahlen, machen brav fressi fressi, verkommen zu einer horst seehofer cumshot compilation. als ausgleich zu all den dauerdemütigungen posten sie permanent sportfotos, gipfelsiege, mountainbike-touren, gesundheits-marathons jawoll, nackter oberkörper, so muss wochenende, berg stein stahl. wo reine symbolpolitik gemacht wird ändert sich wenig und doch ändert sich durch symbolpolitik etwas, mehr als gar nichts nämlich, das binnen I hat mehr in gang gesetzt als die gesamte sozialdemokratie der letzten zweitausend jahre, hat die sterwardess dem pfaller gesagt und sich auch eine zigarette im cockpit angezündet.
pfaller hat also genauso recht wie unrecht, während der fassbinder nur recht und der jessen nur unrecht hat. beide sind dadurch unmachbar, tödlich in ihrer konsequenz. klar sauft sich der fassbinder zu tode, während der jessen ein intellektuelles selbstmordattentat begeht.
ich war also nach fassbinder und pfaller schon ziemlich mitgenommen, aber anstatt dass ich spazieren gehe, lese ich mich mit einem elends-langen slaughterdick interview krankenhausreif. slaughterdick ja immer nur homöopathisch verträglich, nur als anekdote, als gag. wie 90er techno-trash, 3 lieder sind geil aber dann sofort unerträglich. ich war aber bei der slaughterdicklektüre schon nicht mehr zurechnungsfähig, habs mir voll reingeknallt u mich unbemerkt ins delirium gelesen. ich kann mich an nichts mehr erinnern, es ging um stress und psychofitness und migration nennt er jetzt "gleiten".
dann war ich schon so drauf, ich wußte nicht mehr was ich tue und zieh mir noch eine doku über die österr. rechtsextremismus-szene der 90er und den maler arnuf rainer rein, "das meisterspiel" von lutz dammbeck, 1998. völlig crazy die verbindungen, weil auf den arnulf rainer, der ja für seine übermalungen bekannt ist, wurde mitte der 90er ein attentat verübt, also auf die bilder in seinem atelier, die wurden schwarz übermalt. von einem kunstfeindlichen rechten wie man glaubt (nicht aufgeklärt). von einem anti-modernen ideologen, von einem slaughterdick-extremisten, einem pfaller-falschausleger oder halt einem jessen-leser. also sehr ekelhaft alles, bis der film aber die krude wendung nimmt, dass rainer vlt selbst den anschlag verübt hat um seinen marktwert zu steigern oder wegen geldwäsche. finale grande: das meisterspiel endet mit dem damals 19-jährigen johann gudenus, der inzwischen fpö klubobmann ist und vlt irgendwann nachfolger vom strache wird.
da sitzt der teenager gudenus 1998 mit lacoste polo-shirt und seinen neonazifreunden in einem cafe, mich selber knallts fast von der couch, und die reden über rave und kunst, völlig irre, vollkommen wahnsinnig, aber super-spannend ("das militärische am rave habe ich geliebt usw"), da chekt man wirklich mal wie die ticken. talk mit ösi-breitbart andreas mölzer gibts übrigens auch. also alles in allem tötlich dieser film und damit bin ich dann ins bett, den gudenus im schädel bin ich hochprozentig zusammengebrochen, konnte aber natürlich keine sekunde schlafen vor lauter aufregung.

so. und dann in allerhergottsfrühe auf und hol mir den laptop ins bett weil eben nicht schlafen können. twitter und zagg lese ich einen auszug vom jens jessen artikel. ich ja schon völlig angeschlagen schiess mir in meiner internetsucht schutzlos den jessendreck in die hirnvenen, nur die bezahlpflicht der zeit hat schlimmeres verhindert, das war lebensrettend. dennoch wurde alles rot. ich bin im bett gelegen und habe zwei stunden kastrationsphantasien mit dem jessen gehabt, musste dann aber los an die uni, und zwar zur sogenannten ausleihe, der kathetrahle frustbesessener studierenden- und also kunst- und also intellektuellenfeindlichkeit. jahrelang habe ich mich anscheissen lassen müssen von herrn soundso, der dort arbeitet. zurecht natürlich, weil ich als verwöhntes bürgerkind so überpriveligiert bin und nichts besseres zu tun habe als mich mit gedichten oder gender oder ähnlichem quatsch zu beschäftigen, während ich keine glühbirne anschrauben kann im echten leben. und wie immer wurde ich angekläfft von dem sich im dauerwarnstreik befindlichen mitarbeiter, der sich 45 minuten vor seiner mittagspause natürlich weigerte auch nur einen finger zu rühren. dass ich einen termin hatte war da völlig wurscht.
aaaber daaa hat er mich am falschen fuss erwischt der gute mann! jetzt hat die 24 stunden schwanzrausholtherapie voll gekickt! jetzt hab ich selber ausgepackt und bin den brain-hater angefahren, wie ich lange keinen mehr angefahren bin, hab rumgeschrieben was das soll und frechheit und scheisse. das war so richtig gut, aber natürlich auch total krass. ich war auf einen schlag wieder nüchtern und alles peinlich. ich bin sofort hinausgelaufen nach meiner herumbrüllerei, voll auf adrenalin. schäm dich, mann.
genau dann kommt c. um die ecke, die ich vor lauter aufregung nicht mal begrüssen konnte und ihr sofort alles erzählt hab. aber c. war selbst völlig aufgewühlt, hat sich ebenfalls grad total gezofft, mit ihrem therpeuten, und dann wollte sie sofort schnaps trinken mit mir, es war viertel nach 11 und ich dachte super. aber ich musste leider auf j. warten, der die ausleihe ja organisiert hat, schade schade. jedenfalls ist c. dann zum zahnarzt und wir wieder zurück zum tatort. j. hat das sprechen übernommen und schau her: plötzlich war der höllenhund ganz zahm und hat in aller freundlichkeit unsere wünsche erfüllt. das ist also die sprache die er versteht, dachte ich. wie furchtbar. dadurch war mir natürlich alles sofort noch unangenehmer und peinlich und dann der klassenkampf, ich verräter, und und und. nur mit größter mühe habe ich widerstehen können mich zu entschuldigen und bin ganz beschämt, aber vollständig bedient hinausgewackelt.
und auf dem weg in die psychiatrie hab ich mir dann gedacht: schau her, jetzt war der jessen doch für was gut.

leistung und vergnügen

Franz-Xaver Franz Drama-Queen

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