literatur
ich werde niemals vergessen wie josef winkler, zu diesem zeitpunkt bereits büchnerpreisträger, mir in rauris über den weg gelaufen ist, eine mütze auf dem kopf, auf die art, wie sie die männer der müllabfuhr tragen, also weit über den ohren, und in der hand ein billa-sackerl. als er an mir vorübergeht (wir sind uns zu diesem zeitpunkt noch unbekannt) zeigt er mit dem finger in die richtung, aus der er kommt und sagt: "da drüben ist ein billa." und geht weiter.
die junge frau (22), ich lerne sie auf einer party kennen, die ihr germanistik-studium abbrechen will um eine tischlerlehre zu beginnen. ich stimme ihr eifrig zu und mir fallen selbst wieder all die unerträglichkeiten des (innsbrucker!) germanistik-studiums ein. die (innsbrucker!) germanistik, diese einzige fehlbesetzung, dieser unendliche, tragische irrtum aller beteiligten. aber dann, beim verabschieden, kurz vor dem morgengrauen, meine alkoholgeschwängerte reue: ich beschwöre die junge frau, beschwöre die literatur und die literaturwissenschaft "an dir geht eine literaturwissenschaftlerin verloren! stell dich in den dienst der sache! roland barthes! kleist!" etc. es hilft nichts. ich gehe nach hause. schämen tue ich mich nicht.
zumindest einmal im jahr muss man sich der armseligkeit des literaturbetriebes und der noch armseligeren armseligkeit der literaturkritik bewußt werden, um auf sein eigenes leben, auf seinen werdegang zu blicken und zu sagen: aber so ist es gut. und deshalb bin auch ich für die beibehaltung des bachmann-preises.
pepi bucher und josef winkler im standard-sommergespräch:
Bucher: Von mir werden Sie niemals einen Angriff auf einen Künstler erleben. Ich bin ein liberal geprägter Mensch. Kunst und Kultur brauchen ihre Freiräume, da hat sich die Politik nicht einzumischen. Ich sehe auch den Herrn Winkler nicht als Feind - nicht einmal als Gegner.
Winkler: Umgekehrt fällt das auch durchaus schwer. Sie sind im Bösen wie im Guten nicht besonders auffällig - und deswegen nimmt man Sie nicht so wahr. Sie müssen ihre Botschaften klarer, polternder, aggressiver vermitteln. Auch jetzt sind Sie zu leise, während ich hier fast herumschreie.
die thomas bernhard erzählung "die mütze" wiederlesen.
die junge frau (22), ich lerne sie auf einer party kennen, die ihr germanistik-studium abbrechen will um eine tischlerlehre zu beginnen. ich stimme ihr eifrig zu und mir fallen selbst wieder all die unerträglichkeiten des (innsbrucker!) germanistik-studiums ein. die (innsbrucker!) germanistik, diese einzige fehlbesetzung, dieser unendliche, tragische irrtum aller beteiligten. aber dann, beim verabschieden, kurz vor dem morgengrauen, meine alkoholgeschwängerte reue: ich beschwöre die junge frau, beschwöre die literatur und die literaturwissenschaft "an dir geht eine literaturwissenschaftlerin verloren! stell dich in den dienst der sache! roland barthes! kleist!" etc. es hilft nichts. ich gehe nach hause. schämen tue ich mich nicht.
zumindest einmal im jahr muss man sich der armseligkeit des literaturbetriebes und der noch armseligeren armseligkeit der literaturkritik bewußt werden, um auf sein eigenes leben, auf seinen werdegang zu blicken und zu sagen: aber so ist es gut. und deshalb bin auch ich für die beibehaltung des bachmann-preises.
pepi bucher und josef winkler im standard-sommergespräch:
Bucher: Von mir werden Sie niemals einen Angriff auf einen Künstler erleben. Ich bin ein liberal geprägter Mensch. Kunst und Kultur brauchen ihre Freiräume, da hat sich die Politik nicht einzumischen. Ich sehe auch den Herrn Winkler nicht als Feind - nicht einmal als Gegner.
Winkler: Umgekehrt fällt das auch durchaus schwer. Sie sind im Bösen wie im Guten nicht besonders auffällig - und deswegen nimmt man Sie nicht so wahr. Sie müssen ihre Botschaften klarer, polternder, aggressiver vermitteln. Auch jetzt sind Sie zu leise, während ich hier fast herumschreie.
die thomas bernhard erzählung "die mütze" wiederlesen.
Lebensmensch - 2013-07-06 14:54