ciao ciao bambina

einfach mal ein bisschen die reißleine ziehen

y: also pinguine zum beispiel, sieht man immer nur in so endlosen schneelandschaften rumstehen, in großen gruppen. nur schnee und pinguine, sonst gibt es da ja nichts. in dieser in sich abgeschlossenen pinguin-welt, da existieren ja überhaupt keine relationen. früher dachte ich deshalb immer, die wären so groß wie menschen.

x: ich würde dir gerne ein sms schreiben: "bin betrunken und möchte dich mit nach hause nehmen"

y: was? warum denn nicht: "bin nüchtern und möchte dich mit nach hause nehmen". fehler wäre das ja keiner.

x: ich habe unlängst einer gruppe viel zu junger mädchen zugehört und die haben gesagt: "wir hätten ein trinkspiel spielen müssen."

y: oder die reißleine ziehen. "wir hätten die reißleine ziehen müssen." das möcht ich mal jemanden sagen hören.

x: sags doch. sags doch selbst.

y: ich hab mal ein schlingensief interview gesehen. er hat erzählt, wenn jemand zu ihm geht und sagt: "christoph, mach doch mal über dieses und jenes ein stück oder schreib doch mal da drüber was" dann hat er geantwortet...

x: hör mal: als ich mich letztens von dir verabschiedet habe, weil ich nach hause wollte, also das hast du mir doch richtig übel genommen, nicht wahr? da warst du richtig sauer. und dann hast du schnell deine sachen gepackt und bist mir nach. und da würde ich dir gerne ein sms schreiben: "das geht gaaar nicht!"

y: ich war mal bei so einem slutwalk und da haben die immer gerufen: "no means no!" aber niemand hat gerufen "yes means yes!". das finde ich auch schade.

x: einfach mal ein bisschen offen sein. ich stelle mir vor: wenn sich zwei menschen in die augen sehen, also solche, die das können, so ganz offen und locker sein, oder sagen wir: unverbindlich und trotzdem intensiv, und das auch noch ganz unvorhergesehen, also auf einer tanzfläche zum beispiel, oder noch besser im supermarkt, also wenn die sich in die augen sehen, dann bleibt die welt für einen augenblick stehen, so stark muss das sein.

y: was für ein quatsch!

x: ich habe unlängst mit einem mädchen getanzt, ganz plötzlich und ganz intensiv. und einen augenblick später war sie verschwunden, ohne sich von mir zu verabschieden. ich habe das unheimlich befreiend gefunden.

y: ich habe unlängst mit einem mädchen getanzt, ganz plötzlich und ganz intensiv. einige tage später hat sie mich angerufen und wir mussten darüber sprechen.

x: das tut mir leid.

y: wir haben übrigens wetten abgeschlossen, ob du das mädchen, mit dem du so plötzlich und intensiv getanzt hast, mit nach hause nimmst.

x: und dann ist sie einfach verschwunden. da seht ihr, was für trottel ihr seid.

y: ich hab mal ein schlingensief interivew gesehen. er hat erzählt, wenn jemand zu ihm geht und sagt: "christoph, mach doch mal über dieses und jenes ein stück oder schreib doch mal da drüber was", dann hat er geantwortet: "machs doch selber du arschloch!"

x: du bist so immer negativ. und dir fällt das nicht einmal mehr auf, weißt du?

y: unzufrieden. sagen wir unzufrieden. gerade deswegen bräuchte ich ja so dringend menschen um mich, die eine ganz starke positive energie haben. an die ich mich dann auch mal dranhängen kann, die mich mit nach hause nehmen oder ins kino. aber die wollen natürlich mit so einem grantknopf wie mir nichts zu tun haben. verständlicherweise. man muss schon aufpassen, wohin man seine energie steckt, das sag ich dir!

x: ich hab unlängst jemanden sagen hören: die welt besteht nur aus anderen menschen. er hielt das für den größten gedanken seines lebens... und weißt du, für die pinguine trifft das höchstwahrscheinlich zu.

y: ich kann ja auch ganz anders sein und zu italienischen schlagern singen. da macht man sich natürlich angreifbar. aber die staunen auch.

x: zuerst bewundert dich einer und dann kommt er drauf, dass du auch nur ein mensch bist, ein trottel. und das nimmt er dir übel. oder er ist enttäuscht. du darfst einfach nicht du selbst werden!

y: darum geht es ja: 70 jahre nichts werden und sterben. ich bewundere eigentlich auch niemanden mehr und doch wünsch ich mir, dass mir mal jemand sagt wos langgeht.

x: ich bin immer so dominant, dass die leute mich fragen ob mit mir alles in ordnung ist, wenn ich mal fünf minuten nichts sage. das hat man dann davon.

y: du bist immer so dominant, dass wenn du schlecht drauf bist, du immer alle anderen mit reißt, mit hinunter reißt. das haben die anderen dann davon.

x: die sollen halt auch mal sie selbst sein, scheiße. einfach mal aufstehen und gehen, das wird doch wohl noch drin sein. ich nenne das: das diskursfeld verlassen.

y: wenn ich allerdings ganz euphorisch wegen etwas bin, begeistert, das mögen die leute dann ja auch wieder nicht. zumindest manche. wenige. aber die gibt es eben auch.

x: ich nenne das ko-präsenz.

y: ich möchte die wohin mitnehmen, das ist wohl der fehler, mein fehler, ok. ich könnte auch aufstehen und gehen, aber das schaffe ich nicht und dann fange ich wieder an zu erzählen und dann sagen die zum beispiel: "ach, davon hast du ja noch gar nichts erzählt" oder: "nein wirklich, das ist mir jetzt aber ganz neu". und da verschlägts mir tatsächlich die sprache, weißt du? irgendwie finde ich das beeindruckend, dass diese art der gemeinheit, die die kindischste aller gemeinheiten ist, so gut funktioniert. andererseits find ichs auch einfach nur scheiße.

x: wenn sie da sitzt und du möchtest ran, irgendetwas gemeinsames, irgendetwas teilnehmendes. du willst irgendetwas von ihr, bewunderung höchstwahrscheinlich.

y: ich nenne das eine feedback-schleife.

x: einfach mal ein bisschen offen sagen, was einen ankotzt.

y: oder mal aufstehen und gehen. alleine.

x: anstrengend sein, mein gott, da geb ich dir eine liste. dominant sein, das hatten wir schon. überheblich, ok. unfreundlich, meinetwegen. langweilig sein, verständlich. verletzend, also da könnte ich jetzt auch verständnis haben, oder versuchen zu begreifen, ob meine dominanz bei denen keine andere möglichkeit zu reagieren übrig lässt. und einfach mal ein bisschen offen sein. das könnte ich versuchen. oder aber ich sage: das wars baby, go fuck yourself.

y: ich nenne das: das radikale konzept von präsenz.

x: hast du eigentlich damals den film über die kaiserpinguine gesehen? also das ist der reinste horror, ich sags dir.

y: als wir auf dich gewettet haben. in diesem moment hättest du aufstehen können und gehen. aber ganz easy: ciao, bis bald, nichts für ungut, winke winke, aber ich mach das nicht für euch.

x: einfach mal ein bisschen die reißleine ziehen.

y: naja. dann geht da mal was vorbei nach einer gewissen zeit und das ist ja auch total ok. du gehst den leuten ja auch auf die nerven, schnappst ihnen die luft weg, ja was glaubst du denn! dann arbeitest du entweder dran, oder eben nicht. aber nicht dass du glaubst, es wäre dasselbe.

x: irgendetwas wiederholt sich gerade so total bei mir. ganz andere menschen, aber ganz ähnliche situationen.

y: was?

x: situatiounen.

y: also liegt es an dir.

x: ich hab mal ein schlingensief interview gesehen.

y: ich auch.

x: und er hat geantwortet: "machs doch selber du arschloch!" und weißt du: komisch, dass das nie jemand zu mir sagt.

y: sags doch selbst. sags doch zu dir selbst.

x: machs doch selber du arschloch! machs doch selber du arschloch! machs doch selber du arschloch!

y: ich nenne das: autopoiese.

x: autopoiesis, wir nennen das autopoiesis.

y: oder: ciao ciao bambina... wir nennen das ciao ciao bambina:

x: ciao ciao bambina
du darfst nicht weinen
für dich wird wieder die sonne scheinen
in all den jahren wirst du erfahren,
dass man aus liebe sich selbst belügt.

y: ciao ciao bambina
dein herz ist frei,
die schönen stunden sind nun vorbei,
es ist zu ende, reich mir die hände,
ciao ciao bambina, auf wiederseh'n.

leistung und vergnügen

Franz-Xaver Franz Drama-Queen

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ich bin so ein trottel das ist unglaublich. ich treffe...
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"Mit Honig auf dem Kopf tue ich natürlich etwas, was mit denken zu tun hat." Joseph Beuys

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