Welt und Kunst

Die Haupttendenzen sind bekannt

"Die auf den fortgeschrittensten Gebieten der industriellen Zivilisation Gestalt annehmende Gesellschaft der totalen Mobilisierung verbindet in produktiver Einheit die Züge des Wohlfahrts- mit denen des Kriegsführungsstaates (Warfare State). (...) Die Haupttendenzen sind bekannt: Konzentration der Volkswirtschaft auf die Bedürfnisse der großen Konzerne, wobei die Regierung sich als anregende, unterstützende und manchmal sogar kontrollierende Kraft betätigt; Verflechtung dieser Wirtschaft mit einem weiten System von militärischen Bündnissen, monetären Übereinkünften, technischer Hilfe und Entwicklungsplänen; allmähliche Angeleichung der Arbeiter- an die Angestelltenbevölkerung, der Führungstypen bei den Unternehmer- und Arbeitnehmerorganisationen, der Freizeitbeschäftigungen und Wünsche der verschiedenen sozialen Klassen; Förderung einer prästabilierten Harmonie zwischen Wissenschaft und nationalem Anliegen; Angriff auf die Privatsphäre durch die Allgegenwart der öffentlichen Meinung, Auslieferung des Schlafzimmers an die Kommunikation der Massenmedien".
(Marcuse: Der eindimensionale Mensch, 39).

I actually cried watching Southpark, fuck sake!

tweakvscreig

South Park, die große Erzählung der (us-amerikanischen) Gegenwart seit 1997. Und nie war der Scheiss so gut wie in der aktuellen 19. Season, beispielweise in der 6. Folge Tweek x Craig.

Man kennt das ja: Gemeinsam als Paar sich bezaubern lassen. Von South Park, Borussia Dortmund oder eben, im Feld der Liebe, von einem frischen Jüngling, oder einer strengen MILF, den oder die man sich dann mal gemeinsam ins Bett holt. (Muss aber auch nicht sein: Kollektives Anschmachten zeigt auch schon Wirkung.) Bezaubert werden kann man aber auch von einem anderen Pärchen. Vor allem von einem homosexuellen Pärchen und ganz vor allem einem schwulen Pärchen. Weil: Kaum etwas lieben Menschen wie Du und Ich lieber, als zwei sich liebende Jungs. Da geht einem das Herz auf, dass einem ganz anders wird. Und zu Recht: Man freut sich einfach, dass sowas endlich sein darf, dass Menschen sowas endlich offen leben dürfen. Und man selbst ist gleichzeitig so fucking stolz darauf, das gut zu finden, dass einem auch schon wieder ganz anders wird.
Die ganze Sache ist also widersprüchlich hoch 10. Dass es sich hier um ein Phänomen handelt, das ohne jede Frage viel Gutes, Schönes und Erstebenswertes im Menschen zeigt, ist genauso wahr, wie dass es sich dabei um positive Diksiminierung handelt, um ein unappetitliches Gehabe der politisch korrekten Bio Generation, die sich dann eben lieber mit dem guten Leben, etwa Polyamorie, als Ausweg beschäftigt, und dabei schnell mal vergisst, sich auch das reinzuziehen, was weh tut und kaum auszuhalten ist: Die mörderische Hölle, die Welt ist. Aber eben: Da ist halt auch eine gehörige Portion "proto-politisches Potential" (M. Fritz) in diesem, am Fan-Sein angeseidelten Feld der sanften Kollektivierung. Wir fühlen also beides. Wir sind bezaubert von den Gay Boys, die wir auf der Party am Wochenede sehen und finden uns zugleich selbst schäbig, diese Jungs vor den Wagen unseres guten Gewissens zu spannen (oder, wie ich immer sage: Zum Objekt auf dem Schlachtfeld unseres Begehrens zu machen).

Nun also zur Episode Tweek x Craig. Was passiert? Eine Gruppe asiatisch stämmiger Mädels (Japanerinnen! wie wir erfahren) frönt dem Manga-Genre Yaoi, "das homosexuelle Beziehungen zwischen männlichen Protagonisten mit expliziten erotischen Darstellungen zum Thema hat." (wikipedia) Ohne einen ersichtlichen Grund haben sich die Yaoi Zeichnerinnen Tweek und Craig ausgesucht, von denen sie nun herzzerreisende Bilder in Umlauf bringen, die die beiden Jungs als Paar zeigen. (Auf einer Metaebene gibt es zumindest den Verweis auf die Folge "Tweek vs Craig", Staffel 3). Aber was einmal in die Welt gesetzt wird, ist so schnell nicht mehr von da weg zu bekommen. Vor allem weil die, in der 19. Staffel zu gentrifizierungswütigen Nachhaltigkeitsbürgern verkommenen Einwohner von South Park, jeder Wirklichkeit zum Trotz unbedingt an die homoerotische Beziehung von Tweek und Craig glauben wollen (zu Realitätsverweigerung vgl. die vorhergehende 5. Folge). Natürlich auch Randy, der gerade erst den neuen Bioladen in South Park erkämpft hat: "Our town has only had our first Whole Foods for a few weeks and we already have our first gay kids. So cool." Der ADHS Spasti Tweek (man hätte keinen besseren für die Rolle finden können) und der meist übellaunige Craig verstehen die Welt nicht mehr, auch Stan findet bei seinem Vater Randy keine Erklärung (die Japaner!). Und so fügen sich Tweek und Craig nach und nach ihrem Schicksal.
Soweit so gut. Nun aber kommt der geniale Kunstgriff dieser Folge: Wir Zuschauer sehen, worüber sich die South Park Macher rund um Trey Parker und Matt Stone lustig machen, nämlich über diese positive Diskriminierung, und gleichzeitig sind wir selber hingerissen und gerührt von Tweek und Craig und finden diese Jungs wirklich zum Fressen süß (obwohl sie gar nicht verliebt sind! obwohl ihnen so übel mitgespielt wird!). Das, was die Folge kritisiert, verursacht sie im selben Moment beim Zuseher. Und das funktioniert so besorgniserregend gut, dass man nur demütig vor den Genies von Parker und Stone neiderknien kann. Da gibt es zum Beispiel einen User auf youtube, der völlig entgeistert postet: "I actually cried watching Southpark, fuck sake!". Und viele weitere User antworten: "same" und ein anderer: "I did to bro, I did to."
Wie haben die das nur geschafft? Natürlich liegt es auch an dieser teuflisch guten Musikauswahl (Peter Gabriel: The Book of Love und A Great Big World: Say Something). Diese verdammte Musik! Wir wollen sie nicht gut finden, aber wir müssen. Wir wollen nicht so sein, wie die Einwohner von South Park und doch sind wir es. Wir werden offenen Auges von Parker und Stone vergewaltigt, ohne etwas dagegen tun zu können. Das ganze Dilemma unserer Zeit wird den Zuschauern nicht nur gezeigt, sondern an ihnen selbst vollzogen! Uns geht es genauso wie Odysseus, der sich an den Mast binden lässt, um die Sirenen hören zu können. Adorno und Horkheimer sahen in diesem Selbstbetrug eine zentrale Ursache für das Übel des Subjekts im Zeitalter des Kapitalismus und der Kulturindsutrie. Parker und Stone sind ihre würdigen Nachfolger. Amen.
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Link zur Folge (im Menü rechts befindet sich die Sprachauswahl):
http://www.southpark.de/alle-episoden/s19e06-tweek-x-craig
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...

sonntag 18.01.15, 19uhr - studiobühne köln
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lecture performance

Sind wir nicht alle ein bisschen Charlie? oder: Karikaturen

X: Ich bin Charlie!

Y: Ich bin Charlie!

X: Nein, ich bin Charlie!

Y: Ich!

Z: (kommt hinzu) Hallo!

X: Ich bin noch mehr Charlie als du! Ich kann auch viel besser zeichnen!

Y: Pff! Was für ein blödes Argument! Ich bin so sehr Charlie, dass ich gar nicht mehr weiß, wer ich eigentlich bin. Solidarität höchstwahrscheinlich!

Z: Hallo?

X: Ich habe sowohl mein Titel- als auch mein Profilbild gecharliet.

Y: Ich auch!

X: Auch bei Twitter?

Y: Natürlich.

X: Verdammt!

Y: Ich habe außerdem 17 Banksy-Bilder geteilt.

X: Mein Hintergrundbild ist jetzt ein Dings... ein Bleistift.

Z: Wer zur Hölle ist Charlie?

X: Die Freiheit!

Y: Europa! Alles, für was wir hunderte Jahre gekämpft haben!

Z: Wir?

X: Seit der WM-Fanmeile habe ich mich nicht mehr so WIR gefühlt, wie jetzt.

Y: All meine Facebookfreunde sind auch Charlie! Ich bin so stolz auf sie!

X: Sind wir nicht alle ein bisschen Charlie?

Y: Hihi!

Z: Und was ist mit diesem Charlie passiert?

Y: Der wurde erschossen.

X: Das Blutbad von Paris, wie es heißt!

Z: Ihr wurdet alle erschossen? Ihr und all eure Freunde? Aber mit wem soll ich dann am Wochenende saufen gehen um Himmels Willen! Etwa mit Michel Houellebecq?

X: Hast du denn noch gar nichts davon gehört?

Y: Das ist ja unglaublich! Das ist unverantwortlich!

X: Ich sage immer: Wer schweigt stimmt zu!

Y: Wichtig ist jetzt vor allem, dass sich die Moslems von dieser Tat distanzieren. Wir: Solidarität, Die: Distanzierung - das ist der Unterschied.

X: Jetzt muss man Flagge zeigen!

Z: Die Sprache ist faschistisch, weil sie zum Sprechen zwingt.

X: Wehe! Sag noch einmal PEGIDA zu mir!

Y: Gegen die sind wir nämlich auch!

X: Wir sind überhaupt so im Ganzen für das Gute, und alle sollen es wissen!

Y: Denn alles alles alles geht uns an!

ich möchte

schreiben um etwas zu sehen
nicht um etwas zu zeigen

Die feuchte Fotze des Status Quo. Oder: Der Club der toten Elephant Men

Man könnte ja differenziert und wissenschaftlich über die Mechansimen schreiben, die in Gang gesetzt werden, wenn ein prominenter Mensch stirbt, und noch eine ganze Reihe mehr könnte man schreiben, wenn eben jener sich das Leben nimmt. Oder aber man lässt es mal gut sein, mit der mühsamen Objektivität und macht seinem Ärger Luft, über diese unendlich perverse und tödlich scheinmoralische Trauerscheiße, die da von allen Seiten auf einen zukommt. Damit mans nicht immer hineinfrisst in sich und damit man sich am Ende nicht selbst den Hals umdrehen muss weil mans nicht mehr aushält. Prävention sozusagen.
Wer um Robin Williams trauert fickt den Status Quo. Aber nicht - wie es sich gehört - in den Arsch, sondern mitten hinein in die feuchte Fotze. Denn das ist das Wesen des Status Quo: Permanent Penetration! Und es ist nur logisch, dass sich der Status Quo lieber in die Fotze vögeln läßt als in den Arsch, denn schließlich ist das einzige Ziel des Status Quo sich fortzupflanzen und auszudehnen. Viele kleine Kinder, mit denen man dann die vielen kleinen Robin Williams Filme ansehen kann und währenddessen verstohlen hinüberblinzelt um zu kontrollieren, ob die Tochter auch brav ein paar Tränchen verdrückt, wenn am Ende die heroischen Schüler auf den Tisch steigen. (anstatt diese scheiß Schule einfach zu verlassen oder noch besser niederzubrennen oder noch besser, wie im Wrestling, den bösen Lehrer mit einer Powerbomb durch den Tisch zu knallen. Aber wir wissen: the real revolution never came to Hollywood.)
Analsex (vor allem heterosexueller Analsex) hingegen ist Luxus, ist Kür und nicht Pflicht, ist Hedonismus und Spiel, ist gespielte Unterwerfung, gespielte Macht und also echte Befreiung, ist Rolle und Schein, ist Realität und bittersüße Wahrheit, Analsex ist Lustbefriedigung auf anachronetischster Stufe und also: Kunst. Und es tut weh. So vereint Analsex im Grunde alles, was gut ist im Leben und wichtig und richtig.
Robin-Williams-Filme hingegen (nicht alle, aber die typischen), das ist heteronormative Schwanz-Fotzen-Logik, Robin-Williams-Filme, das ist Hardcore-Systemimmenz hoch 10. Filme wie Club der toten Dichter oder Good Morning Vietnam sind pseudosubversive Filme, die sich den höchsten Gard an Zynismus nicht nehmen lassen, indem sie sich dreist als tatsächlich kritisch und widerborstig geben und die den konsumierenden Wohlfühl-Alternativling glauben macht, er täte tatsächlich eine gute Tat damit, sich diesen ausgeklügelten Moralkitsch reinzupfeifen. Robin-Williams-Filme, das ist ungefähr so armselig wie Grün wählen oder politisches Kabarett. Schlimmer sind eigentlich nur mehr Conchita Wurst und Schindlers Liste. Denn wir wissen (oder zumindest ich): Nichts ist bösartiger als systemimmanente Systemkritik, nichts führt uns geradewegs tiefer rein in 1984, in die Zone der freien Menschen, deren Stumpfsinnigkeit keiner Diktatur mehr bedarf, die sie knechten müßte. Noch! Denn bald wird jede Art von Kritik systemimmanent, denn sie ist Äußerung und Information, ist Teilung und Mitteilung und damit die tragende Säule einer vom Internet dominierten Informationsgesellschaft, die jede vorhergehende Kulturindustrie links und rechts liegen lassen wird. Also was solls. Fuck it. Sollen sie doch auf die Tische, wenn sie es nicht zurück auf die Bäume schaffen.
Da war ein Mädchen in den Nachrichten, bei einem Rückblick auf RWs Leben. Die hatte Krebs. Ihr letzter Wunsch war es, Robin Williams noch einmal zu treffen, bevor sie sterben würde - das war vor einigen Jahren, und so ist es dann auch geschehen. Und da denke ich daran, dass ich, bzw. dass wir, gerade in den Stunden, in denen RW sich das Leben genommen hat The Elephant Man von David Lynch gesehen haben, tausende Kilomenter weit entfernt. Und dann, als wir einen Tag später das Mädchen auf CNN sahen in den Nachrichten, da fiel es Sündemann auf, diese Parallele. Wer diese ganze Sensucht, diese ganze verzweifelte Hoffnung, diese armselige Konserventräumerei - wer all das von Millionen von Menschen draufgeknallt bekommt, wer Tag für Tag zum "Schlachtfeld des Begehrens" (Lacan) gemacht wird - der wird natürlich nichts anderes als zerstört und vernichtet. In dem Moment, in dem kleine Kinder dich sehen wollen, bevor sie sterben, da weißt du: Entweder bist du Jesus, oder du bist geliefert. Nichts ist vernichtender, als die Liebe zu bekommen, die man nicht bekommen will, nichts ist tödlicher, als eine Atellerie der falschen Zuneigung, nichts macht unbeweglicher, als eine Lawine einseitiger Bewunderung.
Wer Fans hat, der braucht keine Feinde mehr. Aber zumindest dieses Problem hat RW für sich gelöst.

(zur politik sprechen: führen sie mich nicht auf ein gebiet, wo ich keine erotik empfinde. bzw: wundern sie sich nicht, was dabei rauskommt. p.h.)

propaganda!

https://www.youtube.com/watch?v=sQoz1jiM4Mk

...

- fuck that. für was man sich entscheiden muss und was man wie machen darf und kann oder eben nicht, das werden wir noch sehen.

and i quote

Einmal ganz Besitz geworden, wird der geliebte Mensch eigentlich gar nicht mehr angesehen. Abstraktheit in der Liebe ist das Komplement der Ausschließlichkeit, die trügerisch als das Gegenteil, als das sich Anklammern an dies eine so Seiende in Erscheinung tritt. Dies Festhalten verliert gerade sein Objekt aus den Händen, indem es zum Objekt gemacht wird, und verfehlt den Menschen, den es auf "meinen Menschen" herunterbringt. Wären Menschen kein Besitz mehr, so könnten sie auch nicht mehr vertauscht werden. Die wahre Neigung wäre eine, die den anderen spezifisch anspricht, an geliebte Züge sich heftet und nicht ans Idol der Persönlichkeit, die Spiegelung von Besitz. Das Spezifische ist nicht ausschließlich: ihm fehlt der Zug zur Totalität. Aber in anderem Sinne ist es doch ausschließlich: indem es die Substitution der unlösbar an ihm haftenden Erfahrung - zwar nicht verbietet, aber durch seinen reinen Begriff gar nicht erst aufkommen läßt. Der Schutz des ganz Bestimmten ist, daß es nicht wiederholt werden kann, und eben darum duldet es das andere. Zum Besitzverhältnis am Menschen, zum auschließenden Prioritätsrecht, gehört genau die Weisheit: Gott, es sind doch alle nur Menschen, und welcher es ist, darauf kommt es gar nicht so sehr an. Neigung, die von solcher Weisheit nichts wüßte, brauche Untreue nicht zu fürchten, weil sie gefeit wäre vor der Treulosigkeit.
(Adorno, Minima Moralia)

Als Eifersüchtiger leide ich vierfach: weil ich eifersüchtig bin, weil ich mir meine Eifersucht zum Vorwurf mache, weil ich fürchte, dass meine Eifersucht den anderen verletzt, weil ich mich von einer Banalität knechten lasse: Ich leide darunter ausgeschlossen zu sein, verrückt zu sein und gewöhnlich zu sein.
(Barthes, Fragmente einer Sprache der Liebe)

Wenn es nur einmal so ganz stille wäre.
Wenn das Zufällige und Ungefähre
verstummte und das nachbarliche Lachen,
wenn das Geräusch, das meine Sinne machen,
mich nicht so sehr verhinderte am Wachen -:

Dann könnte ich in einem tausendfachen
Gedanken bis an deinen Rand dich denken

und dich besitzen (nur ein Lächeln lang),
um dich an alles Leben zu verschenken
wie einen Dank.

(Rilke)

... ich muss weg. Morgen wären vielleicht schon hundert Messer nötig, um uns auseinanderzuschneiden, und übermorgen tausend. Ich habe mir neulich versprochen, unzugehörig zu sein und an keiner Himmelfahrt mehr teilzunehmen. Meine Fallschirme sind verbraucht. Mein verfluchter Schädel wittert hinter jedem Paradis einen Miststock.
(Werner, Zündels Abgang)

De hele morgen hebben Inge en Bärbel al naar een stijve pik utigekeken. Tegen de middag komt er een vlotte vent aan en begint wat met een bal te oefenen. Het tweetal is er direkt bij. Ze proberen de bal te vangen. (Waterneuker gezocht. in: Sex Life. Sliva Verlag, 1984)

Heute haben Inge und Bärbel schon den ganzen Vormittag nach einem strammen Ficker Ausschau gehalten. Gegen Mittag kommt ein ansehnlicher Bursche und beginnt mit einem Ball zu spielen. Schnell sind die beiden bei ihm und versuchen, den Ball zu bekommen.
(Wasserficker gesucht. in: Sex Life. Sliva Verlag, 1984)

(...) der Nächste bleibt eine träge, undurchdringliche, rätselhafte Gegenwart, die mich hysterisiert. Der Kern dieser Gegenwart ist natürlich das Begehren des Nächsten, ein Rätsel nicht nur für uns, sondern auch für den Nächsten selbst. Aus diesem Grund fragt Lacans "Che vuoi" nicht einfach: "Was willst du?", sondern eher: "Was hast du? Was gibt es in dir, das dich so unerträglich macht, nicht nur für uns, sondern auch für dich selbst, und das du offenkundig selbst nicht kontrollierst?"
(Zizek)

Überall besteht die bürgerliche Gesellschaft auf der Anstrengung des Willens; nur die Liebe soll unwillkürlich sein, reine Unmittelbarkeit des Gefühls. In der Sehnsucht danach, die den Dispens von der Arbeit meint, transzendiert die bürgerliche Idee von Liebe die bürgerliche Gesellschaft. Aber indem sie das Wahre unvermittelt im Falschen aufrichtet, verkehrt sie jenes in dieses. Nicht bloß, daß das reine Gefühl, soweit es im ökonomisch determinierten System noch möglich ist, eben damit gesellschaftlich zum Alibi für die Herrschaft des Interesses wird und eine Humanität bezeugt, die nicht existiert. Sondern die Unwillkürlichkeit von Liebe selber, auch so wie nicht vorweg praktisch eingerichtet ist, trägt zu jenem Ganzen bei, sobald sie sich als Prinzip etabliert. Soll Liebe in der Gesellschaft eine bessere vorstellen, so vermag sie es nicht als friedliche Enklave, sondern nur im bewußten Widerstand. Der jedoch fordert eben jenes Moment von Willkür, das die Bürger, denen Liebe nie natürlich genug sein kann, ihr verbieten. Lieben heißt fähig sein, die Unmittelbarkeit sich nicht verkümmern zu lassen vom allgegenwärtigen Druck der Vermittlung, von der Ökonomie, und in solcher Treue wird sie vermittelt in sich selber, hartnäckiger Gegendruck. Nur der liebt, der die Kraft hat, an der Liebe festzuhalten. Wenn der gesellschaftliche Vorteil, sublimiert, noch die sexuelle Triebregung vorformt, durch tausend Schattierungen des von der Ordnung Bestätigten bald diesen bald jenen spontan als attraktiv erscheinen läßt, dann widersetzt dem sich die einmal gefaßte Neigung, indem sie ausharrt, wo die Schwerkraft der Gesellschaft, vor aller Intrige, die dann regelmäßig von jener in den Dienst genommen wird, es nicht will. Es ist die Probe aufs Gefühl, ob es übers Gefühl hinausgeht durch Dauer, wäre es auch selbst als Obsession. Jene aber, die, unterm Schein der unreflektierten Spontaneität und stolz auf die vorgebliche Aufrichtigkeit, sich ganz und gar dem überläßt, was sie für die Stimme des Herzens hält, und wegläuft, sobald sie jene Stimme nicht mehr zu vernehmen meint, ist in solcher souveränen Unabhängigkeit gerade das Werkzeug der Gesellschaft. Passiv, ohne es zu wissen, registriert sie die Zahlen, die in der Roulette der Interessen je herauskommen. Indem sie den Geliebten verrät, verrät sie sich selber. Der Befehl zur Treue, den die Gesellschaft erteilt, ist Mittel zur Unfreiheit, aber nur durch Treue vollbringt Freiheit Insubordination gegen den Befehl der Gesellschaft.
(Adorno, Minima Moralia. Reflexionen aus dem beschädigten Leben)

There's guns across the river 'bout to pound you,
There's a lawman on your trail like to surround you,
Bounty hunters are dancing all around you.
Billy, they don't like you to be so free.

(Dylan, Billy 4)

Unter dem Gewicht aller Ameisen gehst du, überrascht und überwältigt, zugrunde.
(Annemarie Kuckuck, ‏@blutundkaffee)

Es ist ein ständiges zwischen allen Möglichkeiten eines menschlichen Kopfes Denken und zwischen allen Möglichkeiten eines menschlichen Hirns Empfinden und zwischen allen Möglichkeiten eines menschlichen Charakters Hinundhergezogenwerden.
(Bernhard, Gehen)

aus diesem grund ist die tatsache, sich in der position des geliebten wiederzufinden, eine so heftige, ja traumatische erfahrung: geliebt zu werden lässt mich unmittelbar die kluft zwischen dem fühlen, was ich als endliches wesen bin, und dem unergründlichen x in mir, das liebe hervorruft. lacans definition von liebe - "liebe heißt, etwas geben, das man nicht hat..." - muss daher ergänzt werden um "... und zwar jemanden, der es nicht will."
(zizek)

Es ist die Zeit der frühesten Jugend, der ersten radikalen Liebe, die für einen Moment alles noch so Disparate zusammen zwingt: Sex, Leidenschaft, Liebe, Ich, Du, Tod, Die Ganze Welt. Plötzlich spricht die Natur zu einem in einer extremen Sprache, so extrem, daß man sie sofort versteht. Und diese heilige Kraft, die man in sich spürt, alles wahr zu machen, was man will, daß alles gut wird. Ich will, daß alles gut wird. Ich will, daß alles anders wird, das Falsche und Schlechte soll weg, und für das Gute und Richtige möchte ich jeden Kampf kämpfen. Es ist die Zeit der Politisierung, total, diffus, kompromißlos und aufs Ganze, und es ist die richtige Zeit, alle Drogen zu nehmen oder Gedichte zu schreiben. Denn es ist die Zeit für Tiefsinn, düstere Choräle, Schmerzen, Schreie, Wimmern. Lebenslust fühlt sich an wie Todeswunsch. Es ist alles ein solches Knuddelmuddel und zugleich ganz klar: Du bist soo stark. Nimm dir, was du willst.
(Goetz, Hirn)

...

treten sie bitte beiseite.
achtung. wir springen.
jetzt.
muuuuuuuuuuuuuuuuuut

leistung und vergnügen

Franz-Xaver Franz Drama-Queen

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and i quote

"Mit Honig auf dem Kopf tue ich natürlich etwas, was mit denken zu tun hat." Joseph Beuys

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Zuletzt aktualisiert: 2024-02-27 11:25

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