Dienstag, 12. August 2014

Die feuchte Fotze des Status Quo. Oder: Der Club der toten Elephant Men

Man könnte ja differenziert und wissenschaftlich über die Mechansimen schreiben, die in Gang gesetzt werden, wenn ein prominenter Mensch stirbt, und noch eine ganze Reihe mehr könnte man schreiben, wenn eben jener sich das Leben nimmt. Oder aber man lässt es mal gut sein, mit der mühsamen Objektivität und macht seinem Ärger Luft, über diese unendlich perverse und tödlich scheinmoralische Trauerscheiße, die da von allen Seiten auf einen zukommt. Damit mans nicht immer hineinfrisst in sich und damit man sich am Ende nicht selbst den Hals umdrehen muss weil mans nicht mehr aushält. Prävention sozusagen.
Wer um Robin Williams trauert fickt den Status Quo. Aber nicht - wie es sich gehört - in den Arsch, sondern mitten hinein in die feuchte Fotze. Denn das ist das Wesen des Status Quo: Permanent Penetration! Und es ist nur logisch, dass sich der Status Quo lieber in die Fotze vögeln läßt als in den Arsch, denn schließlich ist das einzige Ziel des Status Quo sich fortzupflanzen und auszudehnen. Viele kleine Kinder, mit denen man dann die vielen kleinen Robin Williams Filme ansehen kann und währenddessen verstohlen hinüberblinzelt um zu kontrollieren, ob die Tochter auch brav ein paar Tränchen verdrückt, wenn am Ende die heroischen Schüler auf den Tisch steigen. (anstatt diese scheiß Schule einfach zu verlassen oder noch besser niederzubrennen oder noch besser, wie im Wrestling, den bösen Lehrer mit einer Powerbomb durch den Tisch zu knallen. Aber wir wissen: the real revolution never came to Hollywood.)
Analsex (vor allem heterosexueller Analsex) hingegen ist Luxus, ist Kür und nicht Pflicht, ist Hedonismus und Spiel, ist gespielte Unterwerfung, gespielte Macht und also echte Befreiung, ist Rolle und Schein, ist Realität und bittersüße Wahrheit, Analsex ist Lustbefriedigung auf anachronetischster Stufe und also: Kunst. Und es tut weh. So vereint Analsex im Grunde alles, was gut ist im Leben und wichtig und richtig.
Robin-Williams-Filme hingegen (nicht alle, aber die typischen), das ist heteronormative Schwanz-Fotzen-Logik, Robin-Williams-Filme, das ist Hardcore-Systemimmenz hoch 10. Filme wie Club der toten Dichter oder Good Morning Vietnam sind pseudosubversive Filme, die sich den höchsten Gard an Zynismus nicht nehmen lassen, indem sie sich dreist als tatsächlich kritisch und widerborstig geben und die den konsumierenden Wohlfühl-Alternativling glauben macht, er täte tatsächlich eine gute Tat damit, sich diesen ausgeklügelten Moralkitsch reinzupfeifen. Robin-Williams-Filme, das ist ungefähr so armselig wie Grün wählen oder politisches Kabarett. Schlimmer sind eigentlich nur mehr Conchita Wurst und Schindlers Liste. Denn wir wissen (oder zumindest ich): Nichts ist bösartiger als systemimmanente Systemkritik, nichts führt uns geradewegs tiefer rein in 1984, in die Zone der freien Menschen, deren Stumpfsinnigkeit keiner Diktatur mehr bedarf, die sie knechten müßte. Noch! Denn bald wird jede Art von Kritik systemimmanent, denn sie ist Äußerung und Information, ist Teilung und Mitteilung und damit die tragende Säule einer vom Internet dominierten Informationsgesellschaft, die jede vorhergehende Kulturindustrie links und rechts liegen lassen wird. Also was solls. Fuck it. Sollen sie doch auf die Tische, wenn sie es nicht zurück auf die Bäume schaffen.
Da war ein Mädchen in den Nachrichten, bei einem Rückblick auf RWs Leben. Die hatte Krebs. Ihr letzter Wunsch war es, Robin Williams noch einmal zu treffen, bevor sie sterben würde - das war vor einigen Jahren, und so ist es dann auch geschehen. Und da denke ich daran, dass ich, bzw. dass wir, gerade in den Stunden, in denen RW sich das Leben genommen hat The Elephant Man von David Lynch gesehen haben, tausende Kilomenter weit entfernt. Und dann, als wir einen Tag später das Mädchen auf CNN sahen in den Nachrichten, da fiel es Sündemann auf, diese Parallele. Wer diese ganze Sensucht, diese ganze verzweifelte Hoffnung, diese armselige Konserventräumerei - wer all das von Millionen von Menschen draufgeknallt bekommt, wer Tag für Tag zum "Schlachtfeld des Begehrens" (Lacan) gemacht wird - der wird natürlich nichts anderes als zerstört und vernichtet. In dem Moment, in dem kleine Kinder dich sehen wollen, bevor sie sterben, da weißt du: Entweder bist du Jesus, oder du bist geliefert. Nichts ist vernichtender, als die Liebe zu bekommen, die man nicht bekommen will, nichts ist tödlicher, als eine Atellerie der falschen Zuneigung, nichts macht unbeweglicher, als eine Lawine einseitiger Bewunderung.
Wer Fans hat, der braucht keine Feinde mehr. Aber zumindest dieses Problem hat RW für sich gelöst.

(zur politik sprechen: führen sie mich nicht auf ein gebiet, wo ich keine erotik empfinde. bzw: wundern sie sich nicht, was dabei rauskommt. p.h.)
matthias (Gast) - 2014-08-16 00:07

Klaus Kinski war Jesus, und den wollten trotzdem keine kleinen Mädchen vorm Sterben sehn. Nicht mal seine Tochter.

leistung und vergnügen

Franz-Xaver Franz Drama-Queen

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