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stürzen

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und

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einstürzen

post privacy: journal mai 2008 (mail an e.)

den sommer herbeisehnen. allenfalls halbtagsfrühling in diesen tagen. bedrohlich wandern andauernd schneegrenzen talwärts.

sich über mein neues rad freuen, das um 60 euro auf eine bezirksblatt-anonce antwortend erstattet werden konnte.
versuchen, das licht bei dem neuen rad zu reparieren.
diese reparatur andauernd hinausschieben.

jeden samstag mit a. und m. auf den bauernmarkt gehen und vor allen dingen spinat kaufen.

sich umdrehen, blind eine cd auswählen und erfreut feststellen, dass es sich um miles davis tutu handelt, eine e.-cd. an ein zeichen glauben.

die seit ein paar tagen andauernde übelkeit a.s als schwangerschaftsanzeichen deuten und dabei gelassen bleiben. irgendwann sowieso vater werden wollen.

neue rezepte für die unmengen an gekauftem spinat heraussuchen.

bemerken, dass die gelassenheit gegenüber der vorstellung vater zu werden schon verdrängung im vorhinein ist.

sich ab und zu darüber freuen, dass a. und m. nie fleisch in der wohnung essen.

nicht vergessen zu erwähnen, dass j. vor 2 wochen einen sohn
bekommen hat.

sich andauernd gedanken machen über hattrick, das online fußball-manager-spiel, das ich seit kurzem spiele. einsehen, dass es noch jahre dauern wird, bis ich darin erfolgreich sein werde.

nach dem orgasmus das porno-schauen bereuen, aber nicht damit aufhören können.
dabei an l. denken, der gesagt hat: "schon in dem augenblick, in dem ich abspritze, denke ich mir: lassts doch de arme frau in ruh."

alles von peter handke abgeschaut und seinem buch: "das gewicht der welt"

"Ich trank den Tee so hastig aus, als wollte ich gleich jemandem nachrennen"
(handke)

den erstbesten satz von "das gewicht der welt" abschreiben und darunter diesen satz schreiben.

meine referate dieses semester und die dazugehörigen lehrveranstaltungen: michel de montaigne (momente in geschichte, denken, kunst) homi bhabha (literaturtheorie) der nebensatz (grammatik. mit v.) der wolf bei thomas hobbes (fabel)

einsehen, dass ich damit nicht angeben kann.

viel lärm und gesang vor dem weekender. ärger!

sich vorstellen vielleicht einmal uni-professor zu werden.
angst haben das nicht erreichen zu können.
fest daran glauben das erreichen zu können.
daran zweifeln etwas noch besseres zu erreichen.
an hattrick denken.

daran denken, wie in wien nachts die u-bahn-schienen geschliffen werden und versuchen, die feuerspritzer zu imaginieren.

e.s neue frisur unerwähnt lassen.

e. mit zwei m schreiben.

den heimkommenden a. an seinem gepfeife erkennen, während ich meter weiter oben bei offenem fenster am klo sitze und lustige taschenbücher lese.

glauben, dass alles besser wird.
sich allein sehnen. und doch wieder nicht.
sorgen haben und kurze momente der unbefangenheit.
sich vielleicht irgendwann dafür schämen.

europameisterschaft in innsbruck. denken, wie es im weli zugehen wird und hoffen, ein dress von einem betrunkenen geschenkt zu bekommen.

sich nach links drehen und ein foto machen.
das foto in den anhang stellen.

den verdammten fotoapperat finden!

nicht unterschreiben und keine antwort anfordern.

wir-gefühl. oder: die besseren deutschen

x: ich hab das spiel gestern nämlich gar nicht gesehen weißt du...
y: müller.
x: ich bin stattdessen durch die stadt spaziert, durchs agnesviertel...
y: thomas fucking müller.
x:... und da hängt seit jahren ein riesengroßes transparent: plantanen sterben lassen? einkürzen! das einkürzen soll die platanen wohl vor dem tod retten.
y: müller, müller, müller, drei mal! der hund!
x: jedenfalls war die stadt völlig leer, völlig leer, das musst du dir mal vorstellen. weil die alle fußball geschaut haben.
y: und ronaldo? null mal. null null null. drei mal null mal.
x: und da ist mir eines aufgefallen: die wenigen menschen, die man auf der straße antrifft, die menschen sieht man an und man weiß, man hat etwas gemeinsam. wir blickten uns an, die anderen und ich, und wußten: wir sind die außenseiter. die verweigerer.
y: ronaldo hat sicher geweint in der kabine. die fotze.
x: und das irre ist nämlich, dass im gegensatz zu all den unzähligen fußballfans, das wir-gefühl bei den wenigen nichtfußballfans viel größer ist. da gibt es einserseits das wir-gefühl in einer masse, das ist aber diffus und schwankend und endet dann entweder im alkohol oder in der vergewaltigung. meistens in beidem.
y: und der pepe bekommt sofort rot. kanns einfach nicht lassen, der ist sowas von gestört der typ. gehört weg wenn du mich fragst.
x: während die wenigen, die sich im ausgestorbenen agnesviertel unter den absterbenden platanen über den weg laufen und sich mit zaghaften blicken streifen, eigentlich gar kein wir-gefühl haben wollen und aber gerade diese wenigen sich plötzlich einer viel intensiveren gemeinschaft angehörig fühlen als die schlandmasse. aber siehst du: das ist der unterschied: masse vs gemeinschaft.
y: der ronaldo ist sowieso schwul in wahrheit. was der mit seinem körper immer aufführt... das machen sonst nur die türken, aber türke ist der keiner. deshalb muss der schwul sein.
x: einerseits will man gar kein wir haben, aber dann hat das so etwas verschworenes an sich, etwas aufregendes. man blickt sich an, man respektiert einander, kennt die gefahr. man weiß: underground, baby. subculture.
y: der pepe ist übrigens brasilianer, spielt aber für portugal. typisch! gibts aber bei uns auch, mesut, sami, jerome... und miro und poldi, eigentlich polen. wobei... die polen sind eh nicht so schlimm wie alle immer tun.
x: aber das eigenartige ist ja, dass sich diese gemeinschaft nur durch den ausschlußmeschanismus der masse bildet. wie ich immer sage: alles hat auch sein gutes. yin, yang.
y: die sind in wahrheit mittlerweile eh die besseren deutschen.
x: wer?
y: die polen.
x: die polen? sind die besseren deutschen?
y: politisch meine ich. die engländer seit neuestem ja auch. und sogar die franzosen. und die italiener. und die österreicher. die österreicher aber schon lange. bei denen ists ja auch nicht so schlimm... aber die franzosen. das tut weh.
x: welchen franzosen meinst du? platnini? italiener. zidane? algerier. trezeguet? argentinier. djorkaeff? armenier. viera? senegalese. desailly? ghanaer. thuram? guadeloupianer. henry? halb guadeloupianer, halb kreole. evra? senegalese. sagna? senegalsese. pogba? halb guineer, halb kongolese. koscielny? pole. abidal? kreole. benzema? algerier. nasri? algerier. matuidi? angolaner.
y: und ribery?
x: hat sich vor zehn jahren in bilal yusuf mohammed umbenannt.
y: oh mann... dann doch lieber poldi.
x: ach was. das ist das beste, was den franzosen passieren konnte. die schaffen sich einfach ab. so wie ich immer sage: deutschland muss sterben, damit wir leben können.
y: wie die platanen.
x: siehst du, jetzt hast du es verstanden!

...

Whitney Housten

Figuren: Johnny (28), Paul (33), Franziska (29)
Eine Wohnung. Johnny sitzt am Tisch. Franziska daneben. Paul steht. Überall Bierflaschen und Wurstsalat.


Johnny:
Feuer!
(Paul wirft ihm das Feuerzeug zu)
Johnny: (zündet sich eine Zigarette an): Ok. Nächste Kategorie: Die größten Todesfälle aller Zeiten, Top Drei. Ich fang an.
Paul: Ok.
Johnny: Platz Drei: Grace Kelly.
Paul: Ok.
Johnny: Der Grace Kelly Tod ist ja allgemein unterschätzt. Das wissen die jungen Leute heute gar nicht mehr, wie groß die Grace Kelly war! Hollywood Star und Prinzessin, tragische Ehe, Goldener Käfig, Stilikone! Und dann dieser Tod! Autounfall! Und noch dazu mysteriöse Umstände. Es heißt ja, ihre minderjährige Tochter sei am Steuer gewesen! Und das Begräbnis von der Grace Kelly, das haben mehr Menschen im Fernsehen verfolgt als die Mondlandung! Also Platz Drei völlig verdient!
Paul (angetrunken, Bier in der Hand. Steht an die Wand gelehnt dem Tisch gegenüber, wirkt etwas gelangweilt): Mein Platz Drei.... Michael Jackson.
Johnny: Jackson? Hmm... naja... also meinetwegen. Mein Platz Zwei: John F. Kennedy. Ist glaub ich klar oder, muss ich nicht mehr dazu sagen... Pauli?
Paul: Ja eh. Mein Platz Zwei.... Jesus.
Johnny: Jesus?
Paul: Ja. Jesus.
Johnny: Na gut, durchaus eine interessante Wahl. Philosophisch! Also, Platz Eins ist ja klar: Prinzessin Diana. Tragische Ehe, Königin der Herzen, mysteriöse Todesumstände, zwei kleine Buben zurückgelassen, die Queen gezwungen Emotion zu zeigen, ein Politikum, ein weltweiter Schock! Und so jung! Und dieses Begräbnis, dieses Begräbnis! Pavarotti weint wie ein Kind! Und Elton John! Candle in the Wind! Meistverkaufte Single aller Zeiten! Immer noch! Und das Blumenmeer vorm Buckingham Palace.... Also Diana Platz Eins, ganz klar. Bei dir auch, oder?
Paul: Meine Nummer Eins... Whitney Housten.
Johnny: Jetzt im Ernst.
Paul: Whitney Housten.
Johnny: Wenn du nicht ernst spielst, macht es keinen Spaß!
Paul: Whitney fucking Housten.
Johnny: Fuck You! (Tötet die Zigarette aus, geht zu Pauli. Packt ihn am Kragen). Diana! Sags. Sag Diana!
Paul: Whitney.
Johnny: Diana! Ich brech dirs Gesicht!
Paul: Whitney.
Johnny: Ok. Vorschlag: Wenn du Diana auf Platz Eins nimmst, dann blas ich dir einen.
Paul blickt freudig überrascht und gleichermaßen herausfordernd.Franziska: Tus nicht Pauli!
Johnny (den Blick weiter auf Paul gerichtet): Misch dich nicht ein, ich warn dich!
Franziska: Pauli tus nicht!
Johnny läßt von Paul ab, blickt zu Franziska.
Johnny: Halt dich da raus verdammte Scheiße! Ich stopf dir den ganzen Wurstsalat in die Fresse, ich schwörs!
Franziska: Der Pauli läßt sich nicht von dir erpressen.
Johnny: Doch das läßt er. Pauli?
Paul: Whitney!
Johnny: Wixer!
Franzsika: Ha! Ha! Ha!
Johnny: Fuck You!
Franziska: Fuck You!
Johnny: Na gut Pauli, du hast gewonnen. Aber...darf ich dir trotzdem einen blasen?
Paul: Ich trau dir nicht.
Johnny: Bitte bitte!
Paul: Hmm... ok.
Johnny kniet sich hin, beginnt Paul auszuziehen. Franziska beobachtet die Szene mit zunehmender Aufmerksamkeit. Johnny beginnt Paul einen zu blasen. Plötzlich hört Johnny auf. Steht auf, blickt Paul an.
Johnny: Oje. Tut mir leid. Ich muss leider aufhören. Ich hätte ja so gerne weitergemacht, aber gerade ist mir Diana erschienen in meinem Kopf und hat gesagt, ich darf nur solchen Leuten einen blasen, die sie auf Nummer Eins haben.
Paul: Drecksau. Mach sofort weiter.
Johnny: Hmm.. weißt du Pauli, ich kann ganz schnell weitermachen. Musst nur Diana sagen. Königin der Herzen.
Franzsika: Pauli, nicht nachgeben! Ich blas dir einen wenn du hart bleibst!
Johnny: Fuck You!
Franziska: Fuck You!
Johnny: Ich fick nie wieder mit dir wenn du ihm jetzt einen blast.
Franziska: Schön wärs.
Johnny: Außerdem kann ich viel besser blasen als du, der Pauli wär ja schön dumm...
Franziska: Bitch!
Johnny: Also Pauli?
Paul : Whitney!
Franziska: Yeah! So geil! So geil!
Johnny: Fuck you.
Franziska: Yes.
Johnny (gibt sich geschlagen. setzt sich wieder): Na gut. Und Franzi, wer ist deine Nummer Eins?

Franziska: Rosa Luxenburg.
Paul: Gute Wahl!
Johnny: Ihr seids so scheiße beide.

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- fuck that. für was man sich entscheiden muss und was man wie machen darf und kann oder eben nicht, das werden wir noch sehen.

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2001 tage online. top ten leistung & vergnügen:

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theorietherapie

Die Wahre Liebe Braucht Mich Nicht: https://soundcloud.com/lebensmensch-1/rrk-die-wahre-liebe-braucht-mich-nicht

Mein Wert Ist Unabhängig Von Meiner Leistung: https://soundcloud.com/lebensmensch-1/mein-wert-ist-unabhangig-von-meiner-leistung

Ich Bin Was Man Mir Gibt: https://soundcloud.com/lebensmensch-1/rrk-ich-bin-was-man-mir-gibt

radio ranking king

notes on quotes

bis auf weiteres nur zitate.

and i quote

Einmal ganz Besitz geworden, wird der geliebte Mensch eigentlich gar nicht mehr angesehen. Abstraktheit in der Liebe ist das Komplement der Ausschließlichkeit, die trügerisch als das Gegenteil, als das sich Anklammern an dies eine so Seiende in Erscheinung tritt. Dies Festhalten verliert gerade sein Objekt aus den Händen, indem es zum Objekt gemacht wird, und verfehlt den Menschen, den es auf "meinen Menschen" herunterbringt. Wären Menschen kein Besitz mehr, so könnten sie auch nicht mehr vertauscht werden. Die wahre Neigung wäre eine, die den anderen spezifisch anspricht, an geliebte Züge sich heftet und nicht ans Idol der Persönlichkeit, die Spiegelung von Besitz. Das Spezifische ist nicht ausschließlich: ihm fehlt der Zug zur Totalität. Aber in anderem Sinne ist es doch ausschließlich: indem es die Substitution der unlösbar an ihm haftenden Erfahrung - zwar nicht verbietet, aber durch seinen reinen Begriff gar nicht erst aufkommen läßt. Der Schutz des ganz Bestimmten ist, daß es nicht wiederholt werden kann, und eben darum duldet es das andere. Zum Besitzverhältnis am Menschen, zum auschließenden Prioritätsrecht, gehört genau die Weisheit: Gott, es sind doch alle nur Menschen, und welcher es ist, darauf kommt es gar nicht so sehr an. Neigung, die von solcher Weisheit nichts wüßte, brauche Untreue nicht zu fürchten, weil sie gefeit wäre vor der Treulosigkeit.
(Adorno, Minima Moralia)

Als Eifersüchtiger leide ich vierfach: weil ich eifersüchtig bin, weil ich mir meine Eifersucht zum Vorwurf mache, weil ich fürchte, dass meine Eifersucht den anderen verletzt, weil ich mich von einer Banalität knechten lasse: Ich leide darunter ausgeschlossen zu sein, verrückt zu sein und gewöhnlich zu sein.
(Barthes, Fragmente einer Sprache der Liebe)

Wenn es nur einmal so ganz stille wäre.
Wenn das Zufällige und Ungefähre
verstummte und das nachbarliche Lachen,
wenn das Geräusch, das meine Sinne machen,
mich nicht so sehr verhinderte am Wachen -:

Dann könnte ich in einem tausendfachen
Gedanken bis an deinen Rand dich denken

und dich besitzen (nur ein Lächeln lang),
um dich an alles Leben zu verschenken
wie einen Dank.

(Rilke)

... ich muss weg. Morgen wären vielleicht schon hundert Messer nötig, um uns auseinanderzuschneiden, und übermorgen tausend. Ich habe mir neulich versprochen, unzugehörig zu sein und an keiner Himmelfahrt mehr teilzunehmen. Meine Fallschirme sind verbraucht. Mein verfluchter Schädel wittert hinter jedem Paradis einen Miststock.
(Werner, Zündels Abgang)

De hele morgen hebben Inge en Bärbel al naar een stijve pik utigekeken. Tegen de middag komt er een vlotte vent aan en begint wat met een bal te oefenen. Het tweetal is er direkt bij. Ze proberen de bal te vangen. (Waterneuker gezocht. in: Sex Life. Sliva Verlag, 1984)

Heute haben Inge und Bärbel schon den ganzen Vormittag nach einem strammen Ficker Ausschau gehalten. Gegen Mittag kommt ein ansehnlicher Bursche und beginnt mit einem Ball zu spielen. Schnell sind die beiden bei ihm und versuchen, den Ball zu bekommen.
(Wasserficker gesucht. in: Sex Life. Sliva Verlag, 1984)

(...) der Nächste bleibt eine träge, undurchdringliche, rätselhafte Gegenwart, die mich hysterisiert. Der Kern dieser Gegenwart ist natürlich das Begehren des Nächsten, ein Rätsel nicht nur für uns, sondern auch für den Nächsten selbst. Aus diesem Grund fragt Lacans "Che vuoi" nicht einfach: "Was willst du?", sondern eher: "Was hast du? Was gibt es in dir, das dich so unerträglich macht, nicht nur für uns, sondern auch für dich selbst, und das du offenkundig selbst nicht kontrollierst?"
(Zizek)

Überall besteht die bürgerliche Gesellschaft auf der Anstrengung des Willens; nur die Liebe soll unwillkürlich sein, reine Unmittelbarkeit des Gefühls. In der Sehnsucht danach, die den Dispens von der Arbeit meint, transzendiert die bürgerliche Idee von Liebe die bürgerliche Gesellschaft. Aber indem sie das Wahre unvermittelt im Falschen aufrichtet, verkehrt sie jenes in dieses. Nicht bloß, daß das reine Gefühl, soweit es im ökonomisch determinierten System noch möglich ist, eben damit gesellschaftlich zum Alibi für die Herrschaft des Interesses wird und eine Humanität bezeugt, die nicht existiert. Sondern die Unwillkürlichkeit von Liebe selber, auch so wie nicht vorweg praktisch eingerichtet ist, trägt zu jenem Ganzen bei, sobald sie sich als Prinzip etabliert. Soll Liebe in der Gesellschaft eine bessere vorstellen, so vermag sie es nicht als friedliche Enklave, sondern nur im bewußten Widerstand. Der jedoch fordert eben jenes Moment von Willkür, das die Bürger, denen Liebe nie natürlich genug sein kann, ihr verbieten. Lieben heißt fähig sein, die Unmittelbarkeit sich nicht verkümmern zu lassen vom allgegenwärtigen Druck der Vermittlung, von der Ökonomie, und in solcher Treue wird sie vermittelt in sich selber, hartnäckiger Gegendruck. Nur der liebt, der die Kraft hat, an der Liebe festzuhalten. Wenn der gesellschaftliche Vorteil, sublimiert, noch die sexuelle Triebregung vorformt, durch tausend Schattierungen des von der Ordnung Bestätigten bald diesen bald jenen spontan als attraktiv erscheinen läßt, dann widersetzt dem sich die einmal gefaßte Neigung, indem sie ausharrt, wo die Schwerkraft der Gesellschaft, vor aller Intrige, die dann regelmäßig von jener in den Dienst genommen wird, es nicht will. Es ist die Probe aufs Gefühl, ob es übers Gefühl hinausgeht durch Dauer, wäre es auch selbst als Obsession. Jene aber, die, unterm Schein der unreflektierten Spontaneität und stolz auf die vorgebliche Aufrichtigkeit, sich ganz und gar dem überläßt, was sie für die Stimme des Herzens hält, und wegläuft, sobald sie jene Stimme nicht mehr zu vernehmen meint, ist in solcher souveränen Unabhängigkeit gerade das Werkzeug der Gesellschaft. Passiv, ohne es zu wissen, registriert sie die Zahlen, die in der Roulette der Interessen je herauskommen. Indem sie den Geliebten verrät, verrät sie sich selber. Der Befehl zur Treue, den die Gesellschaft erteilt, ist Mittel zur Unfreiheit, aber nur durch Treue vollbringt Freiheit Insubordination gegen den Befehl der Gesellschaft.
(Adorno, Minima Moralia. Reflexionen aus dem beschädigten Leben)

There's guns across the river 'bout to pound you,
There's a lawman on your trail like to surround you,
Bounty hunters are dancing all around you.
Billy, they don't like you to be so free.

(Dylan, Billy 4)

Unter dem Gewicht aller Ameisen gehst du, überrascht und überwältigt, zugrunde.
(Annemarie Kuckuck, ‏@blutundkaffee)

Es ist ein ständiges zwischen allen Möglichkeiten eines menschlichen Kopfes Denken und zwischen allen Möglichkeiten eines menschlichen Hirns Empfinden und zwischen allen Möglichkeiten eines menschlichen Charakters Hinundhergezogenwerden.
(Bernhard, Gehen)

aus diesem grund ist die tatsache, sich in der position des geliebten wiederzufinden, eine so heftige, ja traumatische erfahrung: geliebt zu werden lässt mich unmittelbar die kluft zwischen dem fühlen, was ich als endliches wesen bin, und dem unergründlichen x in mir, das liebe hervorruft. lacans definition von liebe - "liebe heißt, etwas geben, das man nicht hat..." - muss daher ergänzt werden um "... und zwar jemanden, der es nicht will."
(zizek)

Es ist die Zeit der frühesten Jugend, der ersten radikalen Liebe, die für einen Moment alles noch so Disparate zusammen zwingt: Sex, Leidenschaft, Liebe, Ich, Du, Tod, Die Ganze Welt. Plötzlich spricht die Natur zu einem in einer extremen Sprache, so extrem, daß man sie sofort versteht. Und diese heilige Kraft, die man in sich spürt, alles wahr zu machen, was man will, daß alles gut wird. Ich will, daß alles gut wird. Ich will, daß alles anders wird, das Falsche und Schlechte soll weg, und für das Gute und Richtige möchte ich jeden Kampf kämpfen. Es ist die Zeit der Politisierung, total, diffus, kompromißlos und aufs Ganze, und es ist die richtige Zeit, alle Drogen zu nehmen oder Gedichte zu schreiben. Denn es ist die Zeit für Tiefsinn, düstere Choräle, Schmerzen, Schreie, Wimmern. Lebenslust fühlt sich an wie Todeswunsch. Es ist alles ein solches Knuddelmuddel und zugleich ganz klar: Du bist soo stark. Nimm dir, was du willst.
(Goetz, Hirn)

mein text für die mole12 ist online

(aus dem archiv muss man sagen, eigentlich schon ein paar jahre alt)

http://molekultur.at/ausgabe/mole12/mole12_schandemarterl.php

leistung und vergnügen

Franz-Xaver Franz Drama-Queen

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mauszfabrick - 2022-10-05 16:54

and i quote

"Mit Honig auf dem Kopf tue ich natürlich etwas, was mit denken zu tun hat." Joseph Beuys

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Zuletzt aktualisiert: 2024-02-27 11:25

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